Makabere Aktion
Wölfe töten Jagdhund - Besitzer legt Kopf vor Amt nieder: „Haben den armen Zancas zerlegt“
10.11.2024, 17:13 UhrNeben Bären sind Wölfe die Spitzenprädatoren im Ökosystem Europas. Sie stehen ganz oben in der Nahrungskette oder besser: Standen. In weiten Teilen, darunter auch Deutschland, rottete der Mensch die Tiere teils völlig aus. Damit Hirsche und andere Beutetiere sich in der Folge nicht explosionsartig vermehrten und Wald wie Ernten schädigten, mussten künftig Jäger den Platz der Räuber einnehmen. Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden. Der Wolf nimmt seinen angestammten Platz wieder ein und kehrt zurück in seine alten Jagdreviere. Das führt zwangsläufig zu Konflikten mit dem Mensch - wie kürzlich in Spanien. Weil Wölfe den Hund eines Jägers töteten, griff der zu drastischen Mitteln.
Drei Wölfe töten Jagdhund
Im nordspanischen Asturien ereignete sich ein Vorfall, bei dem drei Wölfe einen Jagdhund getötet haben. Der 21-jährige Besitzer, Jäger Alberto García Mejido, bekannt als Berto, war nach Informationen von "t-online" auf Wildschweinjagd in der Nähe des Ortes Bandujo, als sein Hund Zancas von den Wildtieren gerissen wurde. Berto und ein Kollege hatten ihre Hunde frei laufen lassen, um die Spur der Wildschweine aufzunehmen.
"Sie haben den armen Zancas zerlegt."
Nach etwa einer Stunde fanden die beiden "Spuren eines Kampfes und eine Menge Blut", wie es heißt. Kurz darauf entdeckten sie die Wölfe – einer von ihnen trug den Berichten zufolge den Kopf des Hundes im Maul. Der 21-jährige Berto äußerte sich schwer betroffen über den Tod seines treuen Begleiters: "Sie haben den armen Zancas zerlegt", erklärte er gegenüber der lokalen Zeitung "El Comercio". Der Hund sei vier Jahre lang ein "besonders anhänglicher, mutiger und kluger Hund" gewesen.
Die Jäger verfolgten die Wölfe einige Dutzend Meter, bis diese die Überreste des Hundes fallen ließen. Trotz der emotional aufgeladenen Situation entschieden sie sich dagegen, auf die Wölfe zu schießen - die Tiere stehen auf der roten Liste bedrohter Arten. Nicht genehmigte Abschüsse haben rechtliche Konsequenzen und hohe Strafen zur Folge.
Fehlende Unterstützung - Jäger macht Fall publik
Jäger Berto erhielt keine Entschädigung für den Verlust seines Hundes und berichtete weiter, dass ihm zunächst nicht einmal geglaubt wurde. Die zuständige Behörde wies lediglich darauf hin, dass man als Jäger das Risiko seiner Aktivitäten selbst tragen müsse. Zudem habe man ihm mit Konsequenzen gedroht, falls er den Vorfall öffentlich machen würde. Berto entschloss sich dennoch dazu, den Fall auf Facebook publik zu machen.
Er kritisierte die Diskussionen über Tierschutz im Zusammenhang mit Wölfen und Nutztieren. Seiner Meinung nach könne "von Tierschutz [...] nach dem gewaltsamen Tod [seines] Hundes keine Rede sein." Aufgrund dieses Vorfalls beschloss Berto zudem, in der Region nicht mehr zu jagen, obwohl Abschüsse von Wildschweinen offenbar dringend notwendig sind.
Kopf seines Hundes vor Amt gelegt
Als ein Akt des Protests legte er den Kopf seines Hundes vor dem zuständigen Amt ab. Auf Facebook teilte der junge Mann Fotos dieser Aktion und machte deutlich, dass er seit 15 Jahren Jagderfahrung hat und bereits als Kind mit seinem Vater und Großvater auf die Pirsch ging.
Wölfe als "Polizei" für das Ökosystem
Trotz solch tragischer Begebenheiten wird die Rückkehr des Wolfes in unsere Ökosysteme von Wissenschaftlern wie Naturschützern als durchweg positiv eingestuft. Der Wolf nimmt "als großer Beutegreifer eine ganz besondere Rolle ein. Zu Recht wird er als ‚Gesundheitspolizei‘ des Waldes bezeichnet", heißt es dazu vom Bund Naturschutz (NABU). "Er frisst häufig kranke und schwache Tiere und hält somit den Bestand seiner Beutetiere ‚gesund‘." Fehlt der Wolf, geraten Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, ein äußeres Eingreifen des Menschen wird unerlässlich.
Akzeptanz fördern
Vorfälle wie der von Berto sind zwar unvermeidlich, um der Wut des 21-jährigen Jägers, die sich gleichermaßen gegen die Raubtiere wie das zuständige Amt richtet, ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, wäre ein umsichtigerer Umgang der Behörden mit der Situation sicherlich von Vorteil gewesen.
Dasselbe gilt auch in Deutschland für erboste Halter von Nutztieren, die immer wieder über Wolfsrisse klagen. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger empfiehlt "Schutzmaßnahmen zu verbessern und [...] Weidetierhalter*innen [...] zu unterstützen. Es ist aber auch richtig, einzelne Wölfe zu entnehmen, die gelernt haben, gute Weideschutzmaßnahmen zu überwinden."
Wie verhalte ich mich bei einer Begegnung mit dem Wolf?
Zwar kommt es immer wieder zu Rissen von Weidetieren oder - wie im Fall Berto - zur Tötung eines Hundes, für den Menschen an sich stellt der Wolf jedoch kaum eine Gefahr dar. Wichtig ist, sich bei einem Aufeinandertreffen an bestimmte Regeln zu halten.
- Beobachten Sie das Tier ruhig.
- Lassen Sie ihm genug Raum, damit es sich zurückziehen kann.
- Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß.
- Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben.
- Laufen oder fahren Sie einem Wolf nicht hinterher, versuchen Sie niemals, ihn anzulocken oder zu füttern.
- Ziehen sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an die zuständige Wolfsberatung oder an die zuständige Behörde im Landratsamt.