Nach fast 100 Jahren aufgelöst

Zerstrittene Nonnen: Wenn nicht einmal der Vatikan einen Streit im Kloster beenden kann

10.8.2024, 12:17 Uhr
Das Klarissenkloster Bautzen löst sich nach Streitereien auf. (Symbolbild)

© IMAGO/Elmar Gubisch Das Klarissenkloster Bautzen löst sich nach Streitereien auf. (Symbolbild)

"Die Konflikte, die unsere Gemeinschaft haben zerbrechen lassen, vermochten wir nicht zu lösen", schreiben die Nonnen in einem gemeinsamen Brief. Seit vergangenem Jahr hatte sich das Ende der Bautzner Lebensgemeinschaft abgezeichnet. Nach "unlösbaren Konflikten" waren Ende November drei der Schwestern bereits aus dem Kloster ausgezogen. Diese hatten Monate davor im Herbst 2022 bereits versucht, das Kloster zu verlassen, berichtet der "Spiegel".

2022 waren die Schwestern zwischenzeitlich in ein anderes Kloster eingezogen. Der Vatikan wurde aber auf den Umzug aufmerksam und hatte im September 2023 die Rückkehr der Schwestern nach Bautzen angeordnet. Ende des Jahres wurde dann auch Johannes Müller als Seelsorger und Pater von Rom eingesetzt, um die Bautzner Nonnen zu begleiten. Schlichtungsversuche blieben aber offensichtlich erfolglos.

Machtspiele, Armut und Lebensvorstellungen

Wie der "MDR" berichtet, schwele der Streit scheinbar schon seit gut einem Jahrzehnt an. Gegenüber dem Sender erklärt Müller, dass das Kloster einer Wohngemeinschaft oder einer Familie gleichkomme und in engen und ärmlichen Zimmern Emotionen leicht entzünden.

Am 14. Mai 1925 wurde das Kloster in Bautzen gegründet. Nach der Tradition von Klara und Franz von Assisi leben die Klarissen-Schwestern in Armut und Bescheidenheit. In der Öffentlichkeit reden die Schwestern nicht und so blieb seitens der Nonnen auch in Vorbereitung auf den Abschiedsgottesdienst der Konflikt unausgesprochen, berichtet der "MDR".

Die Armut des Ordens, Machtverhältnisse und Grundsatzfragen der Lebensform, spalteten das Lebensverhältnis und sorgten für Konflikte, erklärt Müller dem Sender. Die vom Vatikan angebotene Vermittlung blieb erfolglos. "Wir stehen hier in der bitteren Erfahrung der Armut des Scheiterns. Auch nach diversen Klärungsversuchen und mit vielseitiger Unterstützung hat sich kein Weg in eine gemeinsame Zukunft aufgetan", schreiben die Nonnen in ihrem Brief.

Koffer sind bereits gepackt

Am Samstag, dem 10. August, luden die Nonnen zum Abschiedsgottesdienst ein. Während einer der Schwestern die Gemeinschaft ganz verlässt, um einer Ausbildung nachzugehen, werden die übrigen Nonnen in unterschiedliche Kloster ziehen. Drei der Schwestern gehen in das Kloster St. Clara im niederbayerischen Dingolfing, heißt es im Brief. Die ersten Kisten wurden bereits gepackt und auch erste Figuren und Bilder wurden bereits abgehängt.