Am Beispiel Nürnberg

15.000 oder 25.000 Menschen? - So werden die Teilnehmerzahlen bei Demos ermittelt

Greta Nagel

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30.1.2024, 05:57 Uhr
Am Wochenende gingen Menschen in ganz Deutschland gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße. Auch der Willy-Brandt-Platz in Nürnberg war schon zu Beginn der Veranstaltung überfüllt.

© Christian Urban Am Wochenende gingen Menschen in ganz Deutschland gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße. Auch der Willy-Brandt-Platz in Nürnberg war schon zu Beginn der Veranstaltung überfüllt.

Derzeit gehen tausende Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus, Faschismus und die AfD zu demonstrieren. Dabei ist immer wieder auffällig, dass sich die Angaben der Teilnehmerzahl von Polizei und der Veranstalter oft deutlich unterscheiden, wie auch bei der Großdemonstration in Nürnberg am 20. Januar. Die Veranstalter sprachen von rund 25.000, die Polizei von etwa 15.000 Demonstrierenden.

Auch andernorts waren zahlreiche Menschen in mehr als 120 Städten auf die Straße gegangen. In München musste die Veranstaltung sogar abgebrochen werden, weil so viele Menschen gekommen waren. Der Veranstalter Fridays for Future sprach hier von bis zu 250.000 Menschen, das Münchener Polizeipräsidium von etwa 100.000 Personen. Wie es zu den unterschiedlichen Zahlen kommt, hat mehrere Gründe.

So zählt die Polizei

Michael Konrad vom Polizeipräsidium Mittelfranken erklärt auf Nachfrage, welche Maßnahmen die Polizei anwendet. Eine Methode, um zu ermitteln, wie viele Menschen vor Ort an einer Demonstration teilnehmen, sei es zu schätzen, wie viele Menschen sich auf einem Quadratmeter befinden. Diese Zahl kann dann mit der Quadratmeterzahl der gesamten Fläche multipliziert und so hochgerechnet werden. Diese Vorgehensweise verwenden die Beamten laut Konrad bei manchen Veranstaltungen.

Bei Laufdemonstrationen kann die Teilnehmerzahl außerdem anhand des Personenflusses gemessen werden. Das bedeutet, es wird gezählt, wie viele Personen pro Sekunden an einer Stelle vorbeilaufen. Der Wert wird dann auf die gesamte Zeit hochgerechnet. In der Vergangenheit hat die Polizei ebenfalls mit dieser Methode gearbeitet, zum Beispiel bei Motorrad-Demonstrationen.

Die wohl sicherste Methode ist es aber, jede einzelne Person zu zählen. Das geht jedoch nur bei kleineren Veranstaltungen und nicht bei Massendemonstrationen. Daher gibt es auch keine einheitliche Vorgehensweise, wie die Teilnehmenden bei einer solchen Veranstaltung gezählt werden. Laut Konrad hat die Polizei keine spezielle Technik, wie sie die Demonstrierenden zählt. Auch handle es sich vielmehr um Schätzungen als um Zählungen. Grundlage dafür seien von Erfahrungswerte. Dabei steht weniger die Zahl an sich als vielmehr ein geordneter Aufzug im Vordergrund.

Es gehe den Beamten dabei um die Sicherheit der Teilnehmenden und darum, den Einsatz gut abwickeln zu können, also um praktische Überlegungen. Deshalb gebe es auch keine feste Maßgabe, wann es zu viele Menschen seien, so Konrad. Die Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz, die für 1000 Personen angemeldet war, war besonders schwer zu schätzen: Der Platz könne etwa 3000 Menschen fassen, erklärt Konrad. Die Demonstration weitete sich allerdings auf die umliegenden Straßen aus - und je verzweigter ein Ort ist, desto schwieriger sei es, die Teilnehmerzahl zu schätzen.

Hochrechnungen des "Bündnis Nazistopp"

Das "Nürnberger Bündnis Nazistopp" verweist ebenfalls auf Erfahrungen bei anderen Kundgebungen. Ulli Schneeweiß vom "Bündnis Nazistopp" erklärt, dass sie sich außerdem mit Hochrechnungs-Methode helfen würden. Dafür zählen Ordner und Ordnerinnen aus einer guten Sicht-Position auf die Versammlung einen Block von 50 Menschen durch, so Schneeweiß. Den Raum, den diese einnehmen, sei der Referenzwert und würde dann auf die restliche Fläche, die die Teilnehmenden einnehmen, hochgerechnet werden. So seien auch die 25.000 Menschen bei der Demonstration in Nürnberg am 20. Januar gezählt worden.