Pandemie
Ab dem zweiten Quartal: Drosten kündigt "Update-Impfung" gegen Omikron an
14.1.2022, 14:55 UhrDie Virusvariante sei zwar nach derzeitigem Kenntnisstand milder im Verlauf, weil es aber zu viele Fälle seien, werde dieser Gewinn "wieder ausgelöscht", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Freitag in Berlin. Noch gebe es deutlich zu viele ungeimpfte Menschen in Deutschland, besonders auch in der Gruppe der Über-60-Jährigen. Viele Menschen hätten zudem noch keine Auffrischimpfung erhalten, die aber das wirkungsvollste Mittel im Kampf gegen Omikron sei, so Drosten.
Der Virologe sprach von mehreren "schwierigen Doppelbotschaften" in der derzeitigen Diskussion. So gelte als sicher, dass das Virus selbst die Immunität der Bevölkerung immer wieder "updaten" und irgendwann "laufen" müsse. "Wir wissen aber im Moment nicht, ob wir uns das in Deutschland leisten können angesichts der Impflücken", warnte Drosten. "Da sind wir ein bisschen im Blindflug."
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Er ging davon aus, dass die endemische Lage bis Jahresende weitgehend erreicht sei. Er stellte in Aussicht, dass gegen die Omikron-Variante wahrscheinlich noch einmal bei der Impfung nachgesteuert werden müsse. "Es wird eine angepasste Impfung geben müssen, und wir werden möglicherweise dann ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen." Drosten bekräftigte seinen Appell an Ungeimpfte, sich dringend immunisieren zu lassen.
Lauterbach: Welle verlangsamen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit noch stärker steigenden Corona-Infektionszahlen, setzt aber auf eine Eindämmung durch weitere Alltagsbeschränkungen und mehr Impfungen. Die Strategie sei, die Omikron-Welle zu verlangsamen und zu strecken und in dieser Zeit so viele Menschen wie möglich mit Auffrischimpfungen zu boostern, sagte der SPD-Politiker in einer Pressekonferenz.
Die Pandemie komme in Deutschland nun "in schwieriges Fahrwasser". Es müssten mehr Menschen mit Infektionen versorgt werden, Krankenhäuser würden stärker belastet werden. Zugleich zeigten die schon geltenden Beschränkungen Wirkung - etwa mit einer längeren Verdoppelungszeit der Infektionszahlen. Hinzu kämen nun noch verschärfte Zugangsregeln auch für Geimpfte und Genesene mit zusätzlichen Tests (2G plus) in der Gastronomie.
Das Ziel sei jetzt, "aus der sonst zu erwartenden steilen Wand der Infektionszahlen möglichst einen Hügel zu machen oder dass die Wand nicht so hoch ist", sagte Lauterbach. Es sei aber ein Sonderproblem in Deutschland, dass es in der besonders gefährdeten Gruppe älterer Menschen viele Ungeimpfte gebe.
Für zusätzliche Verschärfungen sieht Lauterbach vorerst keinen Anlass. Aus seiner Sicht sei zur jetzigen Zeit "das richtige Maßnahmenpaket am Platz", sagte er. Sollten die Fallzahlen aber noch deutlich steigen und eine Überlastung der medizinischen Versorgung zu erwarten sein, müsse auch mit anderen Maßnahmen gegengesteuert werden. "An dem Punkt sind wir nicht."
Wieler: "Neue Phase der Pandemie"
Nach Einschätzung des Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, tritt Deutschland in eine "neue Phase der Pandemie" ein. "Die reinen Fallzahlen werden weniger entscheidend sein. Wichtiger ist, wie viele Menschen schwer an Covid-19 erkranken und wie stark das Gesundheitssystem dann belastet sein wird", sagte Wieler.
Er warnte allerdings auch, selbst wenn Infektionen durch Omikron insgesamt milder verliefen, "durch die Masse an Infektionen müssen wir uns leider darauf einstellen, dass auch die Zahl der Hospitalisierungen und der Todesfälle natürlich wieder steigen wird".
Wieler rief die Bevölkerung erneut dazu auf, sich impfen und boostern zu lassen. "Impfungen verhindern nicht unbedingt eine Ansteckung, das ist wahr. Aber sie sind der beste Schutz vor einem schweren Verlauf." Impfungen würden dabei helfen, einer Überlastung des Gesundheitssystems und aller anderen gesellschaftlichen Systeme vorzubeugen.
Das RKI gab die Zahl der Corona-Neuinfektionen am Freitagmorgen mit 92.223 an - ein neuer Höchstwert. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte mit 470,6 einen Höchststand. Zudem wurden deutschlandweit binnen 24 Stunden 286 weitere Todesfälle verzeichnet.
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