Ärzte schlagen Alarm: Zahl der Corona-Intensivfälle steigt weiter
4.1.2021, 14:49 UhrSeit mehreren Wochen ist der Einzelhandel in Deutschland geschlossen, der harte Lockdown soll soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Die Infektionen, das zeigen Zahlen des Robert-Koch-Institutes, gehen zurück. Auf Deutschlands Intensivstationen ist davon bislang aber noch nichts zu spüren. 5744 Corona-Patienten mit schweren Verläufen müssen derzeit behandelt werden, mehr als 56 Prozent von ihnen hängen an Beatmungsgeräten. Es werden immer mehr, warnen Intensivmediziner.
Auslastung der Intensivbetten: So ist die Lage in der Region
"Einen Effekt des Lockdowns spüren wir (...) immer mit einer Verzögerung von 14 Tagen bis drei Wochen – aber derzeit ist noch gar nichts zu spüren", sagt Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Durch die Feiertage sei die Datenbasis zudem sehr lückenhaft.
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"Vor Mitte Januar ist die Entwicklung der kommenden Wochen für uns daher nicht sicher einschätzbar." Frühestens ab dem 11. Januar sei eine Prognose möglich, wie sich die Auslastung der Intensivbetten entwickelt. Die Experten rechnen jedoch damit, dass die Marke von 6000 Patienten, die zeitgleich mit schweren Verläufen behandelt werden müssen, überschritten wird.
Die Belastungsgrenze für Beschäftigte an den Kliniken ist erreicht. "Das Personal arbeitet am Anschlag unter extrem hohen physischen und psychischen Stress", sagt Marx, der vielerorts von vollen Stationen spricht. "Wir können, werden und wollen jeden Patienten behandeln – aber dies ist in einigen Regionen Deutschlands nicht mehr in Wohnortnähe möglich."
"Absolut kein Spielraum für Lockerungen"
Am 23. Dezember, dem Tag vor Weihnachten, habe man 5243 Corona-Patienten intensiv behandeln müssen, rechnet Marx vor. "Also könnte man folgern, dass 'nur' 501 dazugekommen sind. Das ist aber falsch!" Allein über die Feiertage seien 2516 Patienten auf den Intensivstationen verstorben, 4922 konnten die Intensivstation wieder verlassen. "Entsprechend haben die Ärzte und Pfleger also in den vergangenen zwölf Tagen insgesamt 7438 neue, sehr kritisch kranke Covid-19-Patienten, ganz zu schweigen von den anderen knapp 15.000 Intensivpatienten, behandelt – und dabei alles gegeben."
Der Lockdown, so der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung, müsse fortgesetzt werden. "Aus medizinischer Sicht gibt es absolut keinen Spielraum für Diskussionen über mögliche Lockerungen!"