"Aufstehen": Wenn Spalter Sammlungsbewegungen starten
4.9.2018, 12:05 UhrDie zunehmende Spaltung der deutschen Gesellschaft birgt sozialen Sprengstoff: Da sind auf der einen Seite die hervorragend Ausgebildeten, deren Dienste als Arbeitnehmer gefragt, die bestens bezahlt sind und sich einen hohen Lebensstandard leisten können. Und auf der anderen Seite die Menschen, die von Hartz IV leben oder allenfalls prekäre Beschäftigung finden, die nicht wissen, wie lange sie angesichts explodierender Mieten noch in ihrer Wohnung bleiben können.
In politischer Hinsicht stellt dieser soziale Sprengstoff ein enormes Wählerpotenzial dar. Ein Wählerpotenzial, das die Linken-Politiker Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine gerne hinter ihre Bewegung "Aufstehen" versammeln wollen, die sie am heutigen Dienstag offiziell auf den Weg bringen.
Doch die Bewegung hat ein gravierendes Problem - und das sind ihre Initiatoren selbst. Von Wagenknecht und Lafontaine zum "Aufstehen" gerufen, werden viele Bürger erst recht sitzen bleiben. Denn die beiden sind unglaubwürdige Vertreter einer parteiübergreifenden linken Initiative.
Denn kaum jemand hat in der Vergangenheit so sehr zur Spaltung der Linken beigetragen wie Lafontaine und Wagenknecht. Lafontaine, als er 1999 trotzig und völlig übereilt die im Aufbruch befindliche rot-grüne Regierung verließ und den Parteivorsitz hinschmiss (wohlgemerkt zu einer Zeit, in der sich das nicht mit Protest gegen die Hartz-Reformen rechtfertigen ließ, denn die waren da noch Jahre entfernt).
Und Wagenknecht, weil sie in den vergangenen Jahren in so ziemlich jeder Wortmeldung, in jedem Interview den Eindruck erweckte, dass sie den politischen Hauptgegner nicht in der politischen Rechten sieht - sondern in der SPD. Beide sind damit unglaubwürdige Anführer einer linken Sammlungsbewegung.
Die linke Mehrheit ist passé
Zumal diese auch ohne die Hypothek ihres Spitzenpersonals schon eine enorme Aufgabe vor sich hätte: Die Zeiten, in denen es in Deutschland eine linke Mehrheit im Parlament gab, sind seit der Bundestagswahl 2017 vorbei. "Sigmar Gabriel könnte morgen Kanzler sein", hatte es in den Jahren zuvor Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch formuliert. Diese Chance wurde verpasst (auch weil die Linke freilich auf für die SPD unannehmbaren Forderungen beharrte). So schnell wird sie nicht wiederkommen.
17 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen