Massenexodus
Ausweisungen: Eine Million Afghanen verlassen Pakistan
17.04.2025, 13:20 Uhr
Im Rahmen der groß angelegten Abschiebekampagne Pakistans sind mittlerweile eine Million Flüchtlinge nach Afghanistan zurückgekehrt. Das teilten die Behörden in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Abschiebungen hatten Ende 2023 begonnen. Der Großteil habe das Land unter dem Druck der drohenden Abschiebungen eigenständig verlassen, hieß es von den Behörden weiter.
Die Rote-Halbmond-Gesellschaft warnt vor einer Verschärfung der humanitären Krise im von den islamistischen Taliban regierten Afghanistan. Viele der Flüchtlinge hätten ihren Besitz und ihren Lebensunterhalt in Pakistan zurückgelassen. Nicht wenige der nun das Land verlassenden Afghanen wurden in Pakistan geboren und kennen das Land ihrer Eltern nicht. Sie sehen Pakistan als ihre Heimat.
Langfristig plant die Regierung in Islamabad die Ausweisung von drei Millionen Afghaninnen und Afghanen. Pakistan hat im November 2023 mit der Massenabschiebung unregistrierter afghanischer Flüchtlinge begonnen. Seit Beginn dieses Monats weist das Land auch registrierte Menschen aus. Nach Angaben des Taliban-Flüchtlingsministeriums in Kabul sind an den Grenzpunkten auf afghanischer Seite vorübergehende Lager eingerichtet worden.
Beobachter: Flüchtlinge als Druckmittel
Beobachtern zufolge will die pakistanische Regierung mit den Massenabschiebungen den Druck auf die Taliban in Afghanistan erhöhen. Die wirtschaftlich angeschlagene Atommacht Pakistan kämpft mit zunehmender Gewalt durch militante Gruppierungen und wirft den Machthabern in Kabul vor, diesen auf ihrem Boden Rückzugsorte zu gewähren. Die Taliban weisen die Vorwürfe zurück.
Seit Jahrzehnten suchen Millionen Afghanen Schutz vor Krieg und Konflikten im benachbarten Pakistan. Auch nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 flohen Zehntausende aus Angst vor Racheakten der Islamisten in das Nachbarland.