BA schlägt Alarm: Geflüchtete Frauen bleiben meist ohne Job

Manuel Kugler

Politikredakteur

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8.3.2019, 18:13 Uhr
BA schlägt Alarm: Geflüchtete Frauen bleiben meist ohne Job

© Monika Skolimowska/dpa

300.000 Flüchtlinge gehen inzwischen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, Tendenz stark steigend: Für die Bundesagentur für Arbeit ein beachtlicher Erfolg. Zur Wahrheit gehört aber auch: Insgesamt sind eine Million Menschen aus den Asyl-Herkunftsländern auf Hartz IV angewiesen, darunter viele Frauen.

"Das Thema liegt mir am Herzen, weil in den Geflüchteten-Haushalten oft viele Kinder aufwachsen. Wenn die nicht mitbekommen, dass gearbeitet wird, und ihre Mutter nicht als selbstbewusst und finanziell unabhängig erleben, dann wird was schiefgehen", sagt Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, im Interview mit den Nürnberger Nachrichten.

Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit.

Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. © Michael Matejka

Einen Grund für die geringe Erwerbsbeteiligung von weiblichen Flüchtlingen sieht Holsboer in der Kultur. "Ich habe bei einer Veranstaltung eine junge Syrerin getroffen, die mit drei oder vier Kindern nach Deutschland gekommen ist und jetzt eine Ausbildung beginnt. Auf die Frage, wie sie das geschafft hat, sagte sie: 'Als allererstes habe ich mich von meinem Mann scheiden lassen, denn ich bin ja nicht geflüchtet, um mir das Arbeiten verbieten zu lassen.' Natürlich ist eine Scheidung keine Lösung für dieses Problem, der Fall zeigt aber, dass die Kultur eine große Rolle spielt."

Zum anderen gebe es aber auch Regionen in Deutschland, in denen geflüchtete Frauen mit Ressentiments rechnen müssten, wenn sie sich in der Gesellschaft bewegen. "Da bleiben sie erst recht zuhause."

"Das ist keine Sozialromantik"

Die Mittel der Jobcenter, weibliche Flüchtlinge zu Arbeit zu verhelfen, sind begrenzt. "Nach der gesetzlichen Regelung dürfen Eltern mit Kindern unter drei Jahren nicht gezwungen werden, sich eine Arbeit zu beschaffen", sagt Holsboer und verweist darauf, dass in vielen Flüchtlingsfamilien kleine Kinder leben. "Wir müssen deshalb über Anreize gehen, die Frauen aufsuchen und ihnen die Möglichkeiten, die es gibt, aufzeigen – zum Beispiel die Teilzeitausbildung." Gelinge es nicht, die Frauen zu erreichen, dann "verlieren wir im Integrationsprozess die Familien. Für mich ist das keine Sozialromantik, das gehört mit zum Thema innere Sicherheit."

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