Balleis: Bürger sollten über Stadt-Umland-Bahn entscheiden

12.4.2013, 07:20 Uhr
Über die geplante Stadt-Umland-Bahn sollten die Bürger entscheiden, meint der Erlanger OB Balleis.

© Siemens Über die geplante Stadt-Umland-Bahn sollten die Bürger entscheiden, meint der Erlanger OB Balleis.

Seitdem der Erlanger Stadtrat und der Kreistag des Landkreises Erlangen-Höchstadt im September 2012 beschlossen haben, den Förderantrag für die Straßenbahn ins Erlanger Umland einzureichen, hat sich offenbar nicht viel getan in Sachen Stadt-Umland-Bahn. „Derzeit weiß keiner genau, welche Zahlen richtig sind“, versuchte der Erlanger Referent für Bauen und Planen, Josef Weber, den Rechenspielen besorgter Bürger einen Riegel vorzuschieben.

„Wir sind dabei, Detailuntersuchungen voranzutreiben“, präzisierte Weber auf NZ-Nachfrage. Für die derzeit anfallenden Kosten stehen 300.000 Euro zur Verfügung, die nach Einschätzung Webers maximal bis Jahresende ausreichen. Um auf der gesamten Streckenlänge Detail-Untersuchungen vornehmen zu können, seien sechs Millionen Euro nötig. „Da müssen wir noch abwarten, bis uns der Bund das Signal gibt.“

Die bisherigen Planungen sehen vor, dass die StUB entlang der Bundesstraße 4 nach Erlangen führt. Über die Südkreuzung/Gebbertstraße in Erlangen soll sie entlang der Nürnberger Straße in Richtung Ohmplatz und Werner-von-Siemens-Straße und dann am Neuen Markt und dem Rathaus vorbei durch die Fußgängerzone verlaufen, mit einer Kurve zum Einkaufszentrum „Arcaden“ schwenken und schließlich über die Güterhallenstraße unter der Bahnlinie hindurch zum Bahnhof und von dort bis nach Herzogenaurach und in der Gegenrichtung bis nach Uttenreuth führen.

Die Kosten dafür werden auf etwa 407 Millionen Euro geschätzt, wobei rund 100 Millionen Euro auf die Stadt Erlangen entfallen würden.

Dem auf der Bürgerversammlung geäußerten Vorwurf, die StUB stehe unumstößlich fest — womit auch das Alternativmodell RoBus (Regional optimiertes Busnetz) aus dem Rennen wäre —, trat Weber entgegen. „Es ist nichts zementiert. Detaillierte Planungen sind erst im Jahr 2015 möglich. Ich bin auch ungeduldig. Aber viele Details sind noch offen.“

Ob etwa die Bäume entlang der Allee-ähnlichen Nürnberger Straße in Erlangen gefällt werden müssen, sei unklar. Entscheidend sei, ob die Schienen künftig als förderfähiger eigener Gleiskörper gelten oder nicht. Verlaufen sie in der Mitte der Nürnberger Straße, sind sie laut Weber nicht förderfähig. Würden die Schienen entlang einer Seite gelegt, wären sie als eigene Gleiskörper förderfähig, wodurch wiederum zahlreiche Bäume weichen müssten. In der Drausnickstraße, ebenfalls eine wichtige Erlanger Verkehrsachse, ist nach der Machbarkeitsstudie ein eigener Gleiskörper vom Grundsatz her möglich, meinte Weber. Gleichzeitig sei denkbar, Teilabschnitte aufgrund des geplanten Zehn-Minuten-Takts nur einspurig zu durchfahren, ohne im Begegnungsverkehr jemanden aufzuhalten.

Auf jeden Fall nötig würde ein Umbau der Kreuzung am Tennenloher Wetterkreuz. Von Nürnberg kommend bildet sich dort aufgrund der Ampelsituation häufig ein Rückstau. Dieser erstreckt sich bis zur Ausfädelspur der B4, die als gleichzeitige Einfädelspur der A3 Unfallgefahr birgt. Keinerlei Gefahr sieht Weber hingegen für den Fall, dass die StUB die Fußgängerzone bis zur Henkestraße passieren sollte. „Verkehrsprobleme gibt es dann, wenn es unübersichtlich ist. Die Nürnberger Straße ist kerzengerade und sehr übersichtlich. Es ist eher ein Thema zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern als mit der Straßenbahn.“

Die von Weber aufgrund mangelnder neuer Details mehrfach angemahnte Geduld bringt freilich nicht jeder auf. „Wenn wir bis zur StUB warten, dann ist es zu spät; dann ist der doppelte Studienjahrgang weg und es gibt immer noch nichts Neues“, kritisierte ein Bürger die unbefriedigende Situation beim noch immer zu unattraktiven Busnetz. Gleichzeitig warnte er davor, Millionen auszugeben, um später festzustellen, dass das Projekt doch eine Nummer zu groß sei. Erlangens Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) teilt die Angst vor verbrannten Steuermillionen und forderte „eine möglichst intensive Bürgerbeteiligung“. Er selbst hatte im Stadtrat gegen die Finanzierung der StUB gestimmt, während Landespolitiker wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU, Erlangen) und Wirtschafts-Staatssekretärin Katja Hessel (FDP, Nürnberg) das Projekt unterstützen. Kürzlich gab Balleis in der NZ zu bedenken, dass weitere Ausgaben in unbekannter Millionenhöhe drohen, falls die StUB in der Erlanger Innenstadt — wie die Stadtbahn in Karlsruhe – in einen Tunnel verlegt werden sollte.

Wie umstritten solche Großprojekte sein können, zeigt auch ein Blick nach Aachen. Nachdem dort der Bau der „Campus-Bahn“ von CDU, Grünen, SPD, Linke und UWG im Stadtrat mit überwältigender Mehrheit verabschiedet worden war, haben die Bürger in Aachen dem Stadtbahnsystem eine Absage erteilt, und zwar eine klare. 66,34 Prozent stimmten bei einem Bürgerentscheid im März gegen die „Campus-Bahn“, bei einer Wahlbeteiligung von knapp über 43 Prozent.

Beim Thema Stadtumlandbahn sieht Erlangens OB Balleis die Bürgermeinung „gefühlsmäßig bei 50:50. Ich möchte heute keinen Propheten spielen, wie es ausgeht, wenn es zu einem Bürgerentscheid kommt.“

Gleichzeitig gab Balleis zu bedenken: „Bevor man jetzt wirklich in diese detaillierte Planung einsteigt, die ja enorm viel Geld kostet, muss eigentlich schon die Bürgerschaft die Gelegenheit erhalten, selbst mitzubestimmen. Das heißt aber: Die Entscheidungsgrundlage muss bestmöglich vorbereitet sein – mit klaren Trassen, Vorschlägen mit Takten und mit Zubringer-Bussystemen, so dass der Bürger vor dem Hintergrund optimaler Information entscheiden kann.“

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