"Größte Bedrohung"

Bekannte Supermarkt-Kette positioniert sich vor Landtagswahlen: "Blau ist keine gute Wahl"

Erik Thieme

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30.8.2024, 10:21 Uhr
In einer großen Werbeanzeige hat sich der Supermarkt Edeka indirekt gegen die AfD positioniert.

© dts Nachrichtenagentur / IMAGO / Rüdiger Wölk In einer großen Werbeanzeige hat sich der Supermarkt Edeka indirekt gegen die AfD positioniert.

Am Donnerstag erschien in den beiden Zeitungen "Die Zeit" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" eine Anzeige, in der sich der Supermarkt Edeka indirekt gegen die AfD ausspricht.

"Warum bei Edeka blau nicht zur Wahl steht" lautet die Überschrift. Damit spielt der Einzelhändler auf die Alternative für Deutschland an, deren Parteifarbe blau ist. Am 1. September stehen in Thüringen und Sachsen die Landtagswahlen an, in beiden Bundesländern ist die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft.

Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen liegt die AfD dem ZDF Politbarometer zufolge bei etwa 30 Prozent und hat Chancen, stärkste Kraft im Landtag zu werden.

Blau ist ein Warnhinweis der Natur

Der Text in der Mitte der Anzeige beschreibt die vielen verschiedenen Farben von Obst und Gemüse. Um den Text herum sind die unterschiedlichen Sorten abgebildet und der Farbe nach geordnet. Eine Farbe ist jedoch nicht dabei. "Blaue Lebensmittel sind ein Warnhinweis der Natur", erklärt Edeka dazu. "Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl".

Anschließend bezeichnet der Supermarkt "die Blauen" als die "größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft". Er ruft dazu auf, bei den kommenden Landtagswahlen die Warnhinweise richtig zu lesen und für ein verträgliches Miteinander zu sorgen.

AfD bedankt sich - Handel und Industrie warnen

Auf X bezeichnete Torben Braga, stellvertretender Sprecher des Landesvorstands Thüringen, die Anzeige als "fleißige Unterstützung im Endspurt des Wahlkampfes." Ihm zufolge wählten auch Edekas Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten die AfD.

Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbandes Deutschland, warnte vor der rechtsextremen Partei. "Woher sollen die Menschen denn alle kommen, wenn Politiker an das Ruder gelangen, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen?", so von Preen. Damit bezieht er sich auf den Personal- beziehungsweise Fachkräftemangel in Deutschland. Alleine im Einzelhandel sind laut dem Handelsverband rund 120.000 Stellen nicht besetzt.

Siegfried Russwurm teilt von Preens Sorge. Für den Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) würde "eine Regierungsbeteiligung der AfD Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland massiv schaden", so Russwurm gegenüber der "Welt".

Blaubeeren sind nicht blau

Auf X gab es viel Lob für die Anzeige, die in abgespeckter Form auch auf Social Media geschaltet wurde. Kritische Stimmen gab es ebenfalls. Einige Nutzer wiesen auf Blaubeeren hin, damit hatte der Konzern aber wohl schon gerechnet. Einem Feld in der Anzeige ist zu entnehmen, dass sowohl Blaubeeren als auch Blaukraut zwar die Farbe Blau im Namen hätten, aber eben nicht in den Farbpigmenten. "Sagt jedenfalls die Wissenschaft - und auf die sollte man ja bekanntlich hören", fügt Edeka vielsagend hinzu.

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