Belarus statt Weißrussland: So lautet die korrekte Bezeichnung

Michi Endres

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

14.8.2020, 22:23 Uhr
Der offizielle Name des Landes im Osten Europas lautet Belarus.

© SERGEI GAPON, AFP Der offizielle Name des Landes im Osten Europas lautet Belarus.

Das Land, von dem die Rede ist, liegt zwischen Polen, der Ukraine, Russland und dem Baltikum - genauer gesagt den Ländern Litauen und Lettland. Die Hauptstadt des Landes mit 9,4 Millionen Einwohner ist Minsk. Landessprachen sind Belarusisch und Russisch. In den Schlagzeilen ist die Präsidialrepublik (laut Auswärtigem Amt) aktuell nach den Präsidentenwahlen in der vergangenen Woche, bei denen Machthaber Alexandr Lukaschenko, der seit dem 20. Juli 1994 im Amt ist und als "Europas letzter Diktator" gilt, mit 80,23 Prozent gewonnen haben soll. Die Unterstützer der Gegenkandidatin Swetlana Tichanowskaja, die bei der Wahl auf 9,9 Prozent gekommen sein soll, protestierten nach dem Wahlausgang gegen Lukaschenko und mutmaßlicher Wahlfälschungen.

Belarus statt Weißrussland: Das steckt dahinter

Bisher wurde das Land im Westen meist als Weißrussland bezeichnet - vielen ist der Name möglicherweise von der Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft 2018 noch ein Begriff. Im Zuge der Proteste wird die Präsidialrepublik jedoch nun als Belarus betitelt. Aber was steckt dahinter? Der offizielle Name des Landes lautet "Republik Belarus", wie auf der Seite des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland nachzulesen ist. Belarus erhielt nach der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion im Jahr 1991 seine staatliche Unabhängigkeit, wie es beim Auswärtigen Amt heißt. Seitdem geht das Land politisch eigene Wege und setzt auch im Namen auf Abnabelung von Russland, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zudem bezeichnen die belarusischen (mit nur einem "s") Landsleute ihre Heimat laut Deutschlandfunk ebenfalls als Belarus.

Der Ländername Belarus setzt sich aus den Teilen "weiß" (vom slawischen bela) und "Rus" zusammen. Letzteres bezieht sich aber nicht auf Russland, wie das RND berichtet, sondern die Kiewer Rus, das mittelalterliche, skandinavisch-slawische Herrschaftsgebiet. Im Genauen gab es die "Weiße Rus", die "Rote Rus" und die "Schwarze Rus. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde "Weißrussland" später einer von 15 Teilen der Sowjetunion. Wie der RND erklärt, wurde das Land in der BRD als "Weißrussland" bezeichnet, in der ehemaligen DDR als "Belorußland".


EU bringt Sanktionen gegen Belarus auf den Weg


Beim RND heißt es weiter, dass in Minsk gleichwohl wie in Kiew und der Ukraine auf eine größere Nähe zu Europa Wert gelegt wird, die nicht nur auf der Geographie basiert. In Belarus geht es bei dem Kampf gegen die Bezeichnung "Weißrussland" nicht nur um die Bedeutung des Wortes, also die Semantik, sondern auch um die Identität. Nach dem RND kommen die offiziellen Stellen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dem Streben schon länger nach, in der Medienlandschaft ist dies erst seit der aktuellen Krise der Fall.

2 Kommentare