Abrechnungsbetrug

Betrug bei Corona-Tests: Den Absahnern viel zu leicht gemacht

Alexander Jungkunz

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30.5.2021, 18:08 Uhr
Hier wird getestet - aber offenbar nicht in allen Teststationen: Manche Betreiber rechnen Tests ab, die es gar nicht gab.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Hier wird getestet - aber offenbar nicht in allen Teststationen: Manche Betreiber rechnen Tests ab, die es gar nicht gab.

Wenn Sie sich testen lassen in einem dieser wie Pilze aus dem Boden geschossenen Testzentren – dann wird Sie spätestens seit diesem Wochenende ein flaues Gefühl überkommen: Dass deren Betreiber das nicht in erster Linie aus purer Nächstenliebe machen, das liegt nahe und ist nachvollziehbar – ein Geschäft muss sich natürlich rentieren. Und die allermeisten Stationen funktionieren gut.

Einige Abkassierer am Werk

Dass aber offenbar einige wenige Betreiber ziemlich ungeniert betrügen und beim Staat – also bei uns allen, den Steuerzahlern – Geld kassieren, für das sie keinerlei Leistung erbrachten: Das ist dreist.

Erneut zeigt sich: Die Pandemie, bei der mit aberwitzigen Summen von Geld hantiert wird, weckt bei manchen kriminelle Fantasie. Zu erleben war das bei den Masken-Deals von Politikern, die lange brauchten, um das Schamlose ihrer Raffgier zu erkennen – manche tun dies bis heute nicht. Und auch die Reaktionen, die Abwehr-Beschlüsse, mit der die Parteien auf diese Machenschaften reagierten, blieben doch eher halbherzig.

Es braucht bessere Kontrollen

Nun also der Betrug bei den Tests. Wie es aussieht, hat man - genauer: Gesundheitsminister Jens Spahn - es den Absahnern da viel zu leicht gemacht. Eine Teststation zu eröffnen ist nicht allzu schwer; es braucht keine Nachweise, ob überhaupt Tests gekauft und verwendet wurden – klingt fast wie eine Einladung zum Abkassieren, der einige folgten.

Da wurde womöglich versäumt, notwendige Kontrollen einzufordern – damit nur das massenhafte Testen möglichst schnell ins Laufen kommt. Und da ist daher nun nachzubessern: Wenn Bürokratie Sinn macht, dann beim Überprüfen, ob denn tatsächlich (und zwar fachgerecht) getestet oder einfach nur abkassiert wurde.

Corona bringt alle Facetten menschlichen Handelns ans Licht. Dass viele nun, wo sich die Pandemie – hoffentlich – ihrem Endstadium nähert, endlich wieder feiern und Freunde treffen wollen: völlig verständlich. Wir alle freuen uns über die Rückkehr von zeitweise entzogenen Freiheiten – wer die an diesem Traum-Wochenende nicht genießen konnte, hat etwas verpasst.

Wenn Feiern außer Kontrolle geraten

Dass da aber in zu vielen Städten zu viele Treffen außer Kontrolle gerieten, dass dabei zu oft auch Polizisten attackiert wurden: Das geht gar nicht. Die Beamten können nichts für manchmal schwer verständliche Regeln, sie agieren meist sehr zurückhaltend.

Proteste gegen die Corona-Politik: In Berlin gingen vor einer Woche mehrere hundert "Querdenker" auf die Straße.

Proteste gegen die Corona-Politik: In Berlin gingen vor einer Woche mehrere hundert "Querdenker" auf die Straße. © Jean MW via www.imago-images.de, imago images/Future Image

Wer da randaliert, riskiert zudem, dass die Freiheit, von der er rücksichtslos Gebrauch macht, unnötig länger eingeschränkt bleibt: Stuttgart erwägt nach den Ausschreitungen ein Verweilverbot auf besonders beliebten Plätzen.

Insgesamt aber ist zu sehen: Die allermeisten gehen nach wie vor vernünftig mit Regeln um. Auch, weil sie sehen, wie diese Schritt für Schritt zurückgenommen werden können – und zwar deshalb, weil so viele so lange Disziplin und Solidarität zeigten.

Keine "Corona-Diktatur": Der Rechtsstaat funktioniert

Wir haben also, kleiner Hinweis an die vermeintlichen „Querdenker“, keine Corona-Diktatur, sondern einen funktionierenden, besonnen agierenden Rechtsstaat.

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