Corona-Impfstoff: Ärmere Länder gehen bei der Verteilung vorerst leer aus
2.1.2021, 09:55 UhrFrankfurt - In Deutschland, Europa, den USA und anderen reichen Ländern sind die Corona-Impfungen angelaufen. Die Befürchtungen sind groß, dass ärmere Staaten erst einmal leer ausgehen. Die Initiative Covax versucht das zu verhindern.
Was ist Covax?
Die Initiative wurde im April von der Europäischen Kommission, Frankreich, der Gates Stiftung und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Koordiniert wird Covax unter anderem von der Globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Gavi). Die Initiative soll weltweit Regierungen, Gesundheitsbehörden, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenbringen - für die Einwicklung, Produktion und weltweite Verteilung von Corona-Impfstoffen. Er soll überall gleichberechtigt verfügbar sein und zuerst an die am stärksten gefährdeten Personen und an Personal vor allem im Gesundheitssektor gehen. So soll die akute Phase der Pandemie bis Ende 2021 global überwunden werden.
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Wer ist beteiligt?
Ende November waren 97 Industrie- und Schwellenländer an Covax beteiligt, darunter alle 27 EU-Staaten. Auf der anderen Seite stehen 92 ärmere Länder, in denen die Impfstoffe verteilt werden sollen. Covax wurden bislang zwei Milliarden Dollar zugesagt. Gavi benötigt aber bis Ende 2021 mindestens fünf Milliarden Dollar. Die größten Geldgeber sind Großbritannien mit 730 Millionen Dollar, Kanada mit 194, die Gates-Stiftung mit 156, Saudi-Arabien mit 154 und Japan mit 130 Millionen Dollar. Ungerechnet je 120 Millionen Dollar haben die EU, Frankreich und Deutschland beigesteuert.
Was finanziert die Initiative?
Die Produktion der Impfstoffe soll in ausreichenden Mengen gesichert, die notwendige Infrastruktur in den ärmeren Ländern aufgebaut werden. Dafür sind bis Ende 2021 rund zwei Milliarden Dosen notwendig. Zudem müssen Gesundheitspersonal und Sozialarbeiter geschult werden. Kurzfristig fehlen Covax nach Angaben einer Sprecherin etwa 770 Millionen Dollar, 2021 mit einbezogen sind es schätzungsweise 6,7 Milliarden Dollar.
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Wie kooperiert die Pharma-Industrie mit Covax?
Covax verhandelt mit verschiedenen Firmen, um nach der Zulassung von Impfstoffen zügig mit der Produktion, Verteilung und Impfung beginnen zu können. Derzeit unterstützt Covax die Entwicklung von neun potentiellen Impfstoffen.
Gibt es bereits eine für die Verteilung notwendige Infrastruktur in den ärmeren Ländern?
Einige Länder Westafrikas gelten aufgrund der Erfahrungen mit Ebola als gut vorbereitet. Damals wurden Gesundheitszentren eingerichtet und Personal geschult. Die allgemeine Koordinierung sowie die Sicherstellung einer Kühlkette ist allerdings eine enorme Herausforderung.
Muss auch in Ländern mit wenig Corona-Infektionen geimpft werden?
In dieser Pandemie ist niemand sicher solange nicht jeder sicher ist, heißt es bei Gavi. Das Virus kenne keine Grenzen. Der globale Zugang zu Impfstoff sei deshalb unerlässlich. Nur so könne die Gesundheit geschützt und die Folgen für die Wirtschaft, Länder und jeden einzelnen gemindert werden.
Wie viele Dosen stehen in den reichen Ländern zu Verfügung?
Diversen Angaben nach haben sich die weltweit fünf reichsten Staaten zusammen mit der EU mehr als 50 Prozent aller geplanten Dosen gesichert, obwohl sie nur 14 Prozent der Weltbevölkerung stellen. Amnesty International und Oxfam zufolge, sind alle Impfdosen von Moderna und 96 Prozent der von BioNTech/Pfizer von reichen Staaten aufgekauft worden. In Kanada etwa sind acht Dosen pro Einwohner bestellt. In den USA liegt der Faktor bei bis zu sieben, in Großbritannien bei sechs, in der EU bei bis zu 4,5. Notwendig wären für einen ausreichenden Impfschutz nur zwei Dosen pro Kopf.
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Sind die reichen Länder bereit, Impfstoffe abzugeben?
Laut Covax ist in vielen ärmeren Ländern pro Kopf nur eine halbe Dose gesichert. In 70 Ländern besteht sogar die Gefahr, keine Impfdosen zu bekommen, warnen Amnesty und Oxfam. Es gibt Zusicherungen, etwa von EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzlerin Merkel, sich für die weltweit faire Verteilung der Impfstoffe einzusetzen. Gavi warnt, dass sich ein Fall wie beim H1N1 Virus 2009 nicht wiederholen dürfe. Damals hätten sich wenige reiche Länder den Impfstoff gesichert.
Werden die Impfstoffe für Pharmafirmen zum großen Geschäft?
Die Preise, die Zahl der Impfdosen und die Beschaffung werden, so Covax, mit den Herstellern verhandelt. Die Rede ist von zwei bis drei Dollar pro Dose. Mehrere Hersteller wollen den Preis so gestalten, dass ein maximaler Zugang zu Impfungen möglich wird, heißt es bei Gavi.