Das Kinder- und Jugendhaus Stapf in Nürnberg

15.12.2010, 15:00 Uhr
Das Kinder- und Jugendhaus Stapf in Nürnberg

© Roland Fengler

Die Weihnachtsdeko hängt schon seit Wochen im Wohnzimmer. Auch die Fenster sind mit bunten Bildern stimmungsvoll verziert. Immer wieder strömt der Duft von frischem Gebäck aus der Küche. Kinder und Jugendliche lieben die Adventszeit und die Vorfreude auf Heiligabend – egal, ob sie in einer „normalen“ Familie aufwachsen oder in einem Heim. Wie die Bewohner des Nürnberger Kinder- und Jugendhaus Stapf.

Erzieherin Anna Metz weiß, wie wichtig Weihnachten für Kinder ist. Deshalb steht in diesen Tagen neben Frühstück zubereiten und Hausaufgabenbetreuung auch das gemeinsame Plätzchenbacken und Basteln auf dem Programm. „In der Weihnachtszeit ist es besonders wichtig, für die Kinder und Jugendlichen da zu sein“, erzählt sie. Bisweilen trübt doch ein bisschen Wehmut die fröhlichen Gefühle. Immerhin werden einige Kinder die Feiertage in der Einrichtung der Caritas verbringen.

Rückkehr in die Familien ist oberstes Gebot

Natürlich ist Weihnachten auch im Stapf schön. Aber manche Bewohner sind eben doch traurig, dass sie das Fest nicht mit ihren Eltern verbringen können. Deshalb setzen die Mitarbeiter alles daran, dass sich ihre Schützlinge nicht wie Kinder zweiter Klasse fühlen, wie der Leiter Erzieherische Hilfen, Joachim Nunner, betont.

Trübsal wird in dem großzügigen Gebäude in St. Leonhard an den Festtagen also ganz bestimmt nicht geblasen. Die Erzieher machen es jenen Kindern, die nicht zu Eltern, Verwandten, Paten oder Pflegefamilien fahren können, dafür ganz besonders schön. Schließlich sollen sich die Kinder und Jugendlichen am Fest der Feste im Stapf wohlfühlen.

Aber auch das restliche Jahr über wollen die Erzieher und Pädagogen den Drei- bis 18-Jährigen Geborgenheit und Vertrauen vermitteln. Die meisten haben das dringend nötig. Viele Kinder stammen aus zerrütteten Verhältnissen, manche wurden misshandelt oder missbraucht; die Väter und Mütter sind oft nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Entweder, weil sie dazu nicht willens oder aufgrund psychischer und physischer Erkrankungen nicht in der Lage sind.

So lange es nicht unbedingt notwendig ist, sollen die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung, bei ihren Eltern, bleiben. Das Stapf bietet in solchen Fällen ambulante Hilfsmaßnahmen oder vorübergehende Therapien an. Falls die familiären Zustände das aber nicht zulassen, ist eine Unterbringung im Heim unumgänglich. Die Vernachlässigung lässt sich dabei oft schon an der Kleidung erkennen: „Wenn die Kinder im Winter mit einem T-Shirt statt einer dicken Jacke herumlaufen, ist etwas nicht in Ordnung“, berichtet Nunner.

Solche Äußerlichkeiten sind für Lehrer oder Kindergärtnerinnen noch leicht zu erkennen. Etwas versteckter schlagen sich die Schwierigkeiten im auffälligen Verhalten der Kinder nieder. Die Jungen und Mädchen reagieren aggressiv, können sich schwer konzentrieren oder haben Probleme, langfristige Freundschaften und Beziehungen aufzubauen. „Die Kinder sind nicht die Schuldigen“, betont Sozialpädagoge Nunner, „sondern Symptomträger.“

Den Eltern will er aber ebenso wenig ein schlechtes Gewissen machen: „Wir zeigen nicht mit dem Finger auf die Mütter und Väter“, sagt er, „sondern wollen zwischen Kindern und Erziehungsberechtigten Brücken bauen.“ Denn die Rückkehr in die Familie bleibe immer das oberste Ziel.

An den Kindern scheitert die Heimkehr in den seltensten Fällen. Die intensive Betreuung im Kinderheim zeigt in der Regel schnell Wirkung: Die Kinder stabilisieren sich und lernen Struktur und Ordnung kennen. Den Caritas-Mitarbeitern liegt dabei vor allem die Vermittlung von Werten am Herzen: „Wir leiten sie an, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen und sich solidarisch zu zeigen“, erklärt Nunner. Oftmals haben die Pädagogen mit ihren Methoden Erfolg. „Die Kinder sollen ein Rüstzeug an die Hand bekommen, mit dem sie später ein selbstständiges Leben führen können“, betont der Abteilungsleiter. „Wenn sie irgendwann eine normale Partnerschaft haben, sind wir mit unserer Arbeit schon zufrieden“.

Für die derzeitigen Heimbewohner wird es noch dauern, bis sie auf eigenen Füßen stehen. Noch sind sie ganz in der Obhut ihrer Betreuer „Die meisten Kinder sind gerne hier“, sagt Nunner – und wer den Mädchen und Jungen eine Zeitlang zuhört und sie in der Gruppe beobachtet, hat daran keinen Zweifel. Jeder mag und respektiert den anderen – und alle lieben Fanny, die Gruppenkatze, die in der Wohngruppe von Zimmer zu Zimmer streunt.

Aileen (14) liebt den süßen Stubentiger ganz besonders. Die 14-Jährige hat sich in den vergangenen fünf Jahren gut eingelebt, erzählt sie. Zu ihrem Vater hat sie keinen Kontakt mehr, der Mutter schreibt sie regelmäßig Briefe. Sie sieht im Heimleben nur Vorteile: „Ich habe mehr Freunde als vorher“, sagt sie und kichert verlegen. Kein Wunder: In der Schule spielt sie in der Fußballmannschaft, sie singt im Chor, geht gerne Eislaufen und shoppen. Mit ihrer Situation ist sie zufrieden oder wie sie es selbst formuliert: „Ich bin nicht traurig, dass ich hier bin. Im Gegenteil: Es ist besser für mich“. Mit Erzieherin Anna Metz verbindet sie inzwischen ein inniges Verhältnis: „Anna ist wie meine zweite Mutter“.

Sebastian kennt seine Mutter zwar, will Weihnachten dennoch nicht mit ihr verbringen. Dem Teenager gefällt es im Stapf sehr gut. „Man hat immer Leute um sich herum, da wird es nie langweilig.“ Für ihn ist das Heimleben längst Normalität, er kennt nichts anders. Zwölf Jahre hat der heute 16-Jährige in der Einrichtung verbracht; er gehört zu jenen Bewohnern, die am längsten hier leben.

Seine Mutter konnte nicht richtig für ihn sorgen, erzählt er. Mehr will er über seine Geschichte nicht sagen. Lieber denkt er an die Zukunft als an die Vergangenheit. Immerhin besucht Kai die neunte Klasse einer Hauptschule, bis zur Volljährigkeit sind es nur noch zwei Jahre. Nun stehen erst einmal die Weihnachtsferien an: Er verbringt die Festtage bei einer ehemaligen Erzieherin und im Stapf. Vielleicht ist das Kais letztes Weihnachten als Heimkind.
 

Wohngruppe 1

Monja (14): Mediamarkt-Gutschein für CD und DVD

Nathalie (13): Gutschein für Mister und Lady Jeans (Bekleidung)

Kai (16): Mario Kart für NintendoDS

Aileen (14): Gutschein von Müller

Benjamin (8): CD-Player

Timothy (6): Cityroller

Takisha (3): Cityroller

Florian (15): Spiel „Modnation Racers“ für Play StationPortable

Für die Gruppe: PC-Boxen  



Wohngruppe 2

Dilan: Schlittschuhe Gr. 30/31

Nuray (7): Fahrrad oder Schlittschuhe Gr. 29

Chantal (6): Lerncomputer

Jamula: Büchergutschein

Kevin: Inliner und Schoner Gr. 37     

Andreas (10): Inliner Gr. 37 und Helm

Robert: Töpfe in verschiedenen Größen

Sabrina: Finanzierung Schullandheim oder eine Wanduhr

Für die Gruppe: Playstation oder Nintendo-Wii oder falls es zu teuer ist: Kinogutscheine
 


Wohngruppe 3:

Jason (5): Fisher-Price-Parkhaus

Fabian (7): Armbanduhr

Sarah (8): CD-Player

Diyar (10): Auto-Rennbahn

Sarah (10): Wandkalender mit Tieren

Umut (12): Fußballhandschuhe Gr. 43

Melanie (14): MP3-Player

Daniela (15): Aktuelle Bravo-Hits-CD

Für die Gruppe: Eine Stereoanlage, die man an die Wand hängen kann (mit Fernbedienung) oder eine Play Station mit Sing Star
 


Wohngruppe 4:

Kamal (17): MP3-Player

Jan (18): MP3-Player mit Display

Natascha (17): Gutschein von Crämer & Co.

Aster (18): Digitalkamera

Charlene (17): H&M-Gutschein

Mobin (17): Blockflöte

Hoda (17): MP3-Player   


Wer den Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten will, kann die Geschenke mit Namensanhänger im Nürnberger Kinder- und Jugendhaus Stapf, Leopoldstraße 34, abgeben. Nähere Informationen unter 0911/657410 (während der Schulzeit: Mo. – Fr., 8 – 12.15 Uhr sowie 13 – 15 Uhr). Spendenkonto: 1214266 bei der Sparkasse Nürnberg BLZ: 76050101, Stichwort: „Stapf“.




 

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