Der Fall Hoeneß: Schicksalswoche des Ulrich H.
10.3.2014, 07:00 UhrAlle werden ganz genau hinsehen, was die Justiz mit Uli Hoeneß anstellt. Die einen, weil sie das ganze Verfahren mehr oder weniger für eine Ungerechtigkeit gegenüber dem Beinahe-Denkmal halten, die anderen, weil sie den Promi nicht anders behandelt wissen wollen als jeden x-beliebigen anderen Steuerhinterzieher.
Für Letzteres scheint Rupert Heindl, der Vorsitzende der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht München II, die besten Voraussetzungen mitzubringen. Dem 47-Jährigen wird nachgesagt, alle Angeklagten gleich zu behandeln, und zwar gleich streng. Nicht gut für den Angeklagten Hoeneß: Heindl lehnt jeden „Deal“ hinter verschlossenen Türen ab.
Worum geht es überhaupt: In einem Interview outete sich Hoeneß als Börsenzocker an der Grenze zur Spielsucht. In der Schweiz unterhielt der Bayern-Boss ein Konto, von dem er Millionen herumgeschoben haben soll. Zwischen 2003 und 2009 soll er nach übereinstimmenden Medienangaben dem deutschen Fiskus etwa 3,5 Millionen Euro an Steuern vorenthalten haben. Juristisch wäre das als Steuerhinterziehung in sieben Fällen einzuordnen – auch nicht gerade vorteilhaft für den Angeklagten.
Das gefährlichste Damoklesschwert hat der Bundesgerichtshof (BGH) über den Fußballboss aufgehängt. Nach BGH-Rechtsprechung kann eine Strafe wegen Steuerhinterziehung nicht zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn mehr als eine Million Euro dem Fiskus vorenthalten wurden. Da liegt Hoeneß nach allem, was man weiß, um das Mehrfache darüber. Der BGH hat aber auch eine Hintertür offen gelassen: Sofern besondere Milderungsgründe vorliegen, könne von dieser Regel abgewichen werden.
In dem Prozess, für den nur vier Tage angesetzt sind, geht es kaum um Sachverhaltsaufklärung, sondern überwiegend um rechtliche Bewertungen. So sind als Zeugen auch nur vier Steuerfahnder geladen. Der Angeklagte wird unter anderem durch drei Verteidiger vertreten, darunter der Frankfurter Staranwalt Hanns Feigen, der schon zahlreiche angeklagte Promis vor noch Schlimmeren bewahrt hat.
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