Der Hausbrand in Ludwigshafen wühlt die Menschen auf
07.02.2008, 00:00 Uhr
Minister Yazicioglu zeigt sich bei seinem Besuch tief betroffen. Er hat vier türkische Ermittler mitgebracht, die sich an der Arbeit der 50- köpfigen Sonderkommission beteiligen werden. Ein Misstrauen der Türkei gegenüber den deutschen Behörden? «Wir empfinden das nicht so«, sagt der rheinland-pfälzische Staatssekretär Martin Stadelmaier.
Ursache ist immer noch unklar
Bis auf weiteres bleibt unklar, was die Tragödie am Sonntag ausgelöst hatte. Brandstiftung oder ein technischer Defekt? Das ist die entscheidende Frage, die die Menschen bewegt. Die Ermittler und Brandsachverständigen konnten auch gestern zunächst nicht in das weitgehend zerstörte Gebäude vordringen. Am Morgen machte sich wenigstens ein Brandmittelspürhund auf in das Haus, später folgt ein zweiter. Die Tiere können aber nicht in alle Bereiche vordringen, an vielen Stellen liegt noch zu viel Schutt. Sie sollen erschnüffeln, ob jemand Benzin oder einen anderen Brandbeschleuniger benutzt hatte.
Zwei Mädchen hatten dem Verdacht Nahrung gegeben, dass es sich um einen Brandanschlag gehandelt haben könnte. Sie wollen einen Mann gesehen haben, der Feuer gelegt haben soll. Die Ermittler zeigen sich nach der Befragung der Kinder eher zugeknöpft. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig, betont immer wieder, dass dies nur ein Baustein von mehreren in den Ermittlungen sei.
Die Gerüchteküche brodelt
Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, warnt vor «zu voreiligen Schlüssen«. Aber die Gerüchteküche brodelt unaufhörlich: Es ist von Drohungen gegen eine Familie die Rede, im Erdgeschoss des Hauses soll früher ein Neonazi-Treff gewesen sein - fast jeder weiß eine andere Geschichte zu erzählen.
Hinter den Absperrgittern um den Brandort warten vor allem türkische Männer und Frauen auf Nachrichten, die ihnen Gewissheit über die Ursache bringen. An den Gittern zeugen Blumen von der Trauer, jemand hat eine kleine türkische Flagge aufgehängt. Feuerwehrchef Peter Friedrich muss sich immer wieder Vorwürfen vor allem türkischer Medien stellen, seine Leute seien nicht schnell genug am Brandort gewesen. Am Mittwoch ist es dann auch für ihn zu viel. Friedrich bricht in Tränen aus.