Der Lebendpreis für Schweine sinkt kontinuierlich
13.01.2011, 07:00 Uhr
Vergangene Woche hatte schon Südkorea die Einfuhr von deutschen Geflügel- und Schweineprodukten gestoppt. Dagegen hat die Slowakei ihr Verkaufsverbot für Eier und Hühnerfleisch aus Deutschland aufgehoben.
Auch die Bayerische Viehwirtschaft ist von den Exportsperren betroffen. „Wenn die Exportmenge gedämpft wird, dann machen sich Preisabschläge sichtbar“, erklärt Hans-Jürgen Dietrich vom Bayerischen Bauernverband. Bayern exportiert zwar vor allem Rind, während der Norden eher Schwein ins Ausland liefert, und dennoch: „Wenn zu viel Ware kursiert, reagiert der Markt überproportional sensibel auf solche Meldungen.“ Der Freistaat sei zu 80 Prozent Selbstversorger, verwertet Fleisch also hauptsächlich für den eigenen Verbrauch – so das Bayerische Landwirtschaftsministerium. Die restlichen 20 Prozent sind aber bedeutsam, weil der Fleischmarkt übersättigt ist.
Insgesamt wurden bayernweit im Jahr 2009 517345 Tonnen Schweine geschlachtet. 144 000 davon landeten auf Tellern im Ausland, vor allem auf italienischen – so die Zahlen des Bundesamts für Statistik. An die Volksrepublik China wurde weniger als eine Tonne verschippt. Auch bayerisches Geflügel ist im Ausland beliebt. Geschlachtet wurden 2009 insgesamt knapp 126000 Tonnen, circa 41000 wurden exportiert, die Hälfte ging nach Österreich. 855 Millionen Eier legten die bayerischen Hennen 2009. 188 Millonen der Hartschalen-Proteinlieferanten gingen ins Ausland.
Zum Vergleich: Rund 564 Millionen Schweine wurden 2009 in der gesamten Bundesrepublik geschlachtet, gut eine Million Tonnen davon waren für den Verzehr im Ausland bestimmt. Insgesamt wurden 1 Milliarde 869 Eier mit einem Gewicht von 121500 Tonnen in erster Linie in die Niederlande exportiert. 402000 Tonnen Geflügel wurden ebenfalls ins Ausland importiert, überwiegend in die Niederlande und nach Russland. Mit Sorgen über die Zukunft der Fleischwirtschaft trägt sich der Bayerische Bauernverband. „Der Inlandsmarkt reagiert mit Verunsicherungen im Kaufverhalten und jetzt auch noch das Ausland! Wir haben bei den Schweinen erst Mitte letzten Jahres ein Preistal überwunden. Seit Herbst hatten sich die Preise wieder verbessert. Das beruht darauf, dass vemehrte Exporte sich marktentlastend ausgewirkt haben. Erst vergangenen Juli wurde der Weg für das deutsche Schweinefleisch nach China freigemacht.
Fleischexporte sind mit einer Wertschöpfung von rund sechs Milliarden Euro ein wichtiges Glied in der deutschen Landwirtschaft. Noch kann sich aber niemand ein Bild von den Verlusten durch den Dioxin-Skandal machen, so Dietrich. Klar sei nur: Seit die ersten Fälle bei Hühnern aufgetreten sind, fällt der Lebendpreis für Schweine und Rinder kontinuierlich.
„Der Verbraucher unterscheidet nicht, wenn er in Sorge ist. Im gesamten Fleischmarkt wird die Exportstarre immer größer. Wir hoffen, dass nicht noch mehr Länder mit Sperren reagieren.“ Vergleichsweise wenig Fleischprodukte indes exportiert die Region um Nürnberg. Peter Schulien, stellvertretender Pressesprecher des Hauptzollamtes: „Wir können vorsichtig behaupten, dass die Exportsperren die Landwirtschaft in Mittelfranken nicht so hart treffen.“ Der Hafen als Hauptabwickler exportiere so gut wie keine Lebensmittel ins Ausland, die Bauern produzieren hauptsächlich zur Selbstversorgung. Die durchschnittliche Exporthöhe von Schweinefleisch liege pro Quartal bei 100 Ausführen und die gehen vor allem in die Schweiz und die USA – in Form von echten Nürnbergern.
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