Kanzlergespräch in Mannheim

"Deutschland hat die dümmste Regierung der Welt": Rentner überrumpelt Scholz mit unangenehmen Fragen

04.11.2023, 14:19 Uhr
Als ein älterer Herr zu Wort kommen darf, stellt sich schnell heraus, dass er keine Angst hat, unangenehme Fragen zu stellen.

© IMAGO/Chris Emil Janssen Als ein älterer Herr zu Wort kommen darf, stellt sich schnell heraus, dass er keine Angst hat, unangenehme Fragen zu stellen.

Ein offenes Kanzlergespräch dient eigentlich dazu, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen und Anliegen offen an den Kanzler selbst stellen können. Auf der Seite der Bundesregierung selbst heißt es: "Der Bundeskanzler möchte dabei erfahren, was die Menschen in ihrem Alltag bewegt, von ihren Anliegen und Erwartungen an die Politik hören und auf ihre Fragen antworten. Es geht um gegenseitiges Zuhören, Wertschätzung und Offenheit." Auch ein älterer Herr wollte von dem Kanzler bei dem Kanzlergespräch in Mannheim am Mittwoch gehört werden.

Eloquenter Rentner überrumpelt den Kanzler

Als ein älterer Herr zu Wort kommen darf, stellt sich schnell heraus, dass er keine Angst hat, unangenehme Fragen zu stellen, obgleich er sie sehr charmant verpacken kann. Die Ampelkoalition unter der Führung von Olaf Scholz ist nun schon seit fast zwei Jahren die Regierungsspitze der Bundesrepublik Deutschland. Gleich zum Anfang ihrer Amtszeit musste die Ampel mit großen Herausforderungen, wie der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg kämpfen. Doch trotz der Herausforderungen oder vielleicht gerade deshalb, hagelt es auch viel Kritik für die Politik. Laut einer Statistik vom 3. November 2023 des ARD-DeutschlandTrends, sind 76 Prozent der Befragten weniger oder gar nicht zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung. Der ältere Herr weist den Bundeskanzler genau auf diese Tatsachen hin.

"Da habe ich die Sorge, dass sie sehr vergesslich sind."

Zwei Fragen habe der Mann, teilt er mit, als das Mikrofon ihn erreicht. "Einmal ihre Rolle im Cum-Ex-Ausschuss. Da habe ich die Sorge, dass sie sehr vergesslich sind." Auch im Ausland soll schon kommentiert werden, Deutschland hätte einen Kanzler der Vergesslichkeit. "Wie können wir uns darauf verlassen, dass Sie doch nicht so vergesslich sind? Glauben Sie nicht, dass wenn Sie diese Last mal von sich werfen und Klarheit schaffen, dass es Deutschland als auch Ihrer Partei helfen wird?", führt der Mann fort. Das Publikum lacht zwar, als die Frage ertönt, unterstützt den Mann aber mit einem Applaus. Statt einer Antwort bittet der Kanzler nur knapp: "Nächste Frage?"

"...Deutschland hat die dümmste Regierung der Welt."

Auch die zweite Frage des Rentners spart nicht an Kritik: "Nicht nur die Komödianten sagen, Deutschland hat die dümmste Regierung der Welt. Das ist ein schlimmer Ausdruck. Ich glaube nicht, dass es die dümmste Regierung ist, aber Sie haben in Ihrem Kabinett doch so viele Mitglieder, die überhaupt nichts können" setzte der Mann ein Statement. Als Beleg für seine These bringt er einige Beispiele aus dem Bundestag. Robert Habeck, der den Posten des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz und des Stellvertretenden des Bundeskanzlers einnimmt, wüsste nicht, was Konkurs bedeutet. Bei der Außenministerin Annalena Baerbock nennt er einige rhetorische Fehler aus ihren Reden und fasst zusammen: "Es sind so viele Dinge, die einem Sorgen machen." "Haben Sie da keinen Einfluss drauf? Entweder müssen Sie die rauswerfen, oder müssen Sie Nachhilfeunterricht geben. Und von der praktischen Arbeit haben die Leute sowieso keine Ahnung." Selbst als der Kanzler den Mann am Ende seiner Frage unterbrechen wollte, lies er nicht locker und redete weiter, bis er seinen Satz beenden konnte.

Keine zufriedenstellende Antwort

"Na, das musste ja alles mal raus", so die Antwort des Bundeskanzlers. "Ich finde, dass der Minister und die Ministerin, die Sie genannt haben, gute Arbeit leisten und sich sehr viel Mühe geben, dafür mit beizutragen, dass die Welt zusammenhält." Auch das Video von Robert Habeck, in dem er sich gegen Antisemitismus ausspricht, wird gelobt und soll zeigen, dass der Mann in seinen Aussagen doch nicht ganz richtig liegt. Zu der ersten Frage äußert sich Scholz nur kurz. Er würde sich nicht wegen politischen Wünschen etwas erfinden, was er nicht darstellen kann. Das würde auch der Wahrheitsfindung entsprechen. "Ich erinnere mich nur an das, an das ich mich erinnere", erklärt der Bundeskanzler.