«Die Hände hochnehmen und ergeben«

21.11.2008, 00:00 Uhr
«Die Hände hochnehmen und ergeben«

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Jürgen Ruttmann und andere Schiffseigner wissen, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gegen Überfälle auf See gibt. Piraten sind zu allem entschlossene Menschen. Die meisten von ihnen entfliehen mit ihrem kriminellen Tun schlimmster Armut und dem Hungertod. «Diese Leute haben nichts zu verlieren«, sagt Ruttmann. Weil die Reeder ihre Besatzungen nicht in wüste Schießereien schicken wollen, verzichten sie in aller Regel auf deren Bewaffnung. «Seeleute sind nicht an Waffen ausgebildet«, sagt Ruttmann, der auch Sorge hätte, dass Waffen an Bord – ganz unabhängig von Piratenüberfällen - eher Schaden anrichten als wirksamen Schutz bieten.

Hochdruckwasserschläuche, mit deren Strahl Eindringlinge von Bord gespült werden können, und Akustikkanonen, die selbst auf mehrere hundert Meter Entfernung unerträglich starken Lärm aussenden, gelten noch als die wirkungsvollsten Abwehreinrichtungen. Manche Schiffe werden auch mit Elektrozäunen versehen. Zuverlässigen Schutz bietet freilich auch das nicht.

Modernste Technik

Piraten, die es auf große Frachter und Containerschiffe abgesehen haben, sind ihrerseits oft mit modernster Technik ausgestattet. Sie nähern sich ihren Opfern meist in den frühen Morgenstunden mit Schnellbooten, die auf Radaranlagen kaum auszumachen und sind und denen kein großes Schiff enteilt. Auch die höchste Bordwand überwinden die Piraten. Ruttmann: «Die schießen von ihrem Boot aus Haken hoch, die sich an der Bordwand verfangen und klettern an den daran befestigten Seilen an Bord.«

Schiffsbesatzungen, die solche Überfälle rechtzeitig bemerkten und sich zu wehren versuchten, wurden von den Piraten auch schon mit Granatwerfern und anderen schweren Waffen beschossen. Sicherheitsexperten sprechen davon, dass in Gegenden, wo das Seeräubertum als organisierte Kriminalität in Erscheinung tritt, Überfälle im «militärischen Stil« erfolgen. Entsprechend verlangen die Reedereien auch militärischen Schutz. «Die Marine sollte endlich ihre Pflicht tun«, fordert Matthias Ruttmann. Es könne nicht sein, dass Lücken im internationalen Recht ein wirksames Einschreiten gegen die Piraten verhindern. «Die müssen im wahrsten Sinn des Wortes einen Schuss vor den Bug bekommen.« Schließlich stellten die immer zahlreicher werdenden Überfälle eine echte Bedrohung für den Welthandel dar.

Mit hoher Prämienzahlung kann man sich inzwischen selbst gegen Lösegelderpressung versichern. Von einer «Gratwanderung« spricht der Versicherer Münchner Rück. Weil der einerseits verständliche Versuch, ein Risiko abzusichern, mit der Gefahr verbunden sei, «die Piraten zu weiterem, wenn nicht sogar verstärktem Kidnapping« zu animieren.