Diese Koalition spiegelt nicht das moderne Bayern wider

Georg Körfgen

Leiter Redaktion Metropolregion & Bayern

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2.11.2018, 22:17 Uhr
In Rekordzeit, in nicht einmal drei Wochen, haben sich CSU und Freie Wähler auf eine Koalition geeinigt.

© Matthias Balk/dpa In Rekordzeit, in nicht einmal drei Wochen, haben sich CSU und Freie Wähler auf eine Koalition geeinigt.

Mit CSU und Freien Wählern traf sich in München Fleisch vom Fleisch. Die Positionen, in denen die Freien Wähler mit der CSU weit auseinander liegen, muss man mit der Lupe suchen. Zudem waren die Voraussetzungen günstig: Die CSU musste in ihrem Selbstverständnis dieses Bündnis eingehen, weil man zu mehr keinen Mut hatte und pragmatisch dachte.Und die Freien Wähler wollten sowieso unbedingt. Balkonbilder ohne Ergebnis waren also nicht zu befürchten.

In den nächsten Tagen werden nun die Personen des neuen Kabinetts bekannt gegeben. Dabei wird sich eine erste Auswirkung der Freien Wähler zeigen: Ist die CSU schon nicht besonders weiblich, was sie erkannt hat, dann denken die Freien Wähler gar nicht daran. Das neue Kabinett wird extrem männlich sein, ebenso wie übrigens der ganze Landtag. Fast Dreiviertel beträgt der Männeranteil.

Doch ist eine ausgewogene Mischung in der Politik keine bloße Modernität, sondern die Erkenntnis, dass auf diese Weise die Bevölkerung wirklichkeitsnaher präsentiert wird und bessere Entscheidungen getroffen werden. Insofern ist diese Koalition ein Rückschritt im Jahr 2018, der nicht das moderne Bayern widerspiegelt.

Was die Inhalte betrifft, darf man gespannt sein, wie die Freien Wähler ihre bisher sehr vollmundig vorgetragene Politik umsetzen können. Ein Volksbegehren gegen kommunale Beiträge zum Straßenausbau initiieren, obwohl man sie selbst jahrelang mitgetragen hatte, das wird in Zukunft nicht mehr so einfach funktionieren. Die Freien Wähler werden sehr viel schärfer und von mehr Augen beobachtet werden als bislang. Ob Verzicht auf die dritte Startbahn oder kostenlose Kita-Plätze: Umsonst wird in dieser Koalition nichts zu haben sein - auch nicht für die Freien Wähler, die ab sofort auf Landesebene nicht mehr frei sind.

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