Ein Kanzler aus Nürnberg? Söder punktet bundesweit

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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5.2.2021, 09:05 Uhr
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der digitalen Sitzung des bayerischen Kabinetts.

© Peter Kneffel/dpa Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der digitalen Sitzung des bayerischen Kabinetts.

"Mein Platz ist in Bayern". Ein Satz, den Markus Söder mantraartig wiederholt hat. Immer dann, wenn er gefragt wurde, ob er sich denn einen Wechsel nach Berlin vorstellen könne. Seit einigen Wochen verwendet er diesen Satz nicht mehr.

Ist es das übliche Geplänkel, um der CSU im anstehenden Verhandlungsmarathon zur Klärung der K-Frage eine gute Position zu verschaffen? Schließlich würde der gewiefte Taktierer Söder einer Kandidatur von Armin Laschet nur unter der Zusicherung von Zugeständnissen (=Posten in einem neu zu besetzenden Kabinett) grünes Licht erteilen.

Oder reizt ihn die Aufgabe, Kanzler zu werden, doch mehr, als er dies im Moment einzuräumen bereit ist? Die Umfragen können den Nürnberger nur bestärken. Und dass der nächste Kanzler von der Union gestellt wird, darf als wahrscheinlich angesehen werden.


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Dass Söder mittlerweile auch bundesweit punktet, hängt mit seiner Präsenz in der Hauptstadt und – noch entscheidender – im TV zusammen. Glück und Geschick haben sich zu dem Bild des konsequentesten Corona-Bekämpfers der Republik gefügt. Glück, weil Söder bei den Ministerpräsidentenkonferenzen (MPK) im Anschluss die Kanzlerin zur Pressekonferenz begleiten darf. Das liegt schlicht daran, dass er zunächst den (stets im Herbst wechselnden) MPK-Vorsitz innehatte und jetzt ein Jahr lang seinen Nachfolger auf der Bühne begleiten darf.

Geschick, weil Söder diese Chance zu nutzen weiß. Der CSU-Chef weiß sich besser als jeder andere Politiker zu inszenieren. Keine schlechte Voraussetzung für einen Wahlkampf. Dieser müsste vor allem außerhalb Bayerns geführt werden – davor schreckt Söder wiederum zurück.


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Denn das Bad in der Menge zählt nicht zu seinen großen Stärken. Als Bierzeltredner im Freistaat kann er von der Bühne herab punkten, im direkten Gespräch mit Wählerinnen und Wählern wirkt er jedoch manchmal überfordert. Insofern kann es durchaus sein, dass Söder die Favoritenrolle in der K-Frage einfach nur genießen will.

Erst muss Laschet liefern

Doch die Konstellation kann sich rasch ändern: Sollte die große Schwester der CSU bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz keine Erfolge einfahren, dürfte der neue CDU-Parteichef seine liebe Not haben, seine Kandidatur durchzusetzen. Laschet muss bei diesen Wahlen liefern.

Gelingt ihm das nicht, könnte Söders Stunde schlagen. Dass er einer expliziten Bitte der Christdemokraten, als Kanzlerkandidat der Union anzutreten, eine Absage erteilen würde, ist kaum vorstellbar. Denn ein Blick auf seine bisherige Karriere beantwortet die Frage, wo es Söder hingezogen hat, eindeutig: Sein Platz ist dort, wo die Macht am größten ist. Einen mächtigeren Posten als den des Kanzlers gibt es in der Bundesrepublik nicht.

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