Rechnen Sie es aus
Ein Monatsgehalt pro Jahr weniger: So frisst die Inflation Ihr Gehalt auf
4.5.2022, 16:57 UhrStockende Lieferketten aufgrund von Produktionsausfällen, verursacht durch die strikte Lockdownpolitik in China, wirken sich seit Beginn der Corona-Pandemie auf die Verbraucherpreise im Handel aus. Russlands Krieg gegen die Ukraine lässt auch die Benzin- und Energiekosten sprunghaft steigen.
Als wäre das nicht genug, meldet sich auch das Schreckgespenst der Wirtschaft - die Inflation. Im März 2022 lag diese bei über sieben Prozent, wie das statistische Bundesamt bekannt gab. Die Ausgaben der in Deutschland lebenden Menschen kennen daher seit Längerem nur eine Richtung: nach oben.
Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat das nun in einem Gastbeitrag im Nachrichtenmagazin Focus drastisch formuliert. "Würden Sie es akzeptieren, wenn Ihnen Ihr Arbeitgeber ein komplettes Monatsgehalt streicht?", lautet dessen einleitende rhetorische Frage, die er zugleich beantwortet: "Weil eine Inflationsquote über sieben Prozent im Großen und Ganzen einem Monatsgehalt entspricht. Wer 20.000 Euro im Jahr verdient, verliert rund 1400 Euro durch die aktuelle Teuerungsrate."
So finden Sie heraus, wie viel Geld Ihnen fehlt
Je nach Einkommen, Verbrauch und Lebensstil kann das drastische Auswirkungen auf das Jahresgehalt haben. Wer etwa viel auf das Auto angewiesen ist oder in einer schlecht gedämmten Wohnung lebt, hat natürlich höhere Energie- und Benzinkosten als der Durchschnitt. Wie viel Geld Ihnen persönlich durch die Inflation fehlt, können Sie ganz leicht mithilfe des Kaufkraftrechners im Nachrichtenmagazin Der Spiegel ermitteln.
Ein Beispiel: Das monatliche Durchschnittsgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland lag laut Statista im Jahr 2020 bei etwa 3975 Euro brutto. Nimmt man nun einen Zeitpunkt vor Beginn der Coronamaßnahmen in Deutschland, etwa Februar 2020, als das Datum der letzten Gehaltserhöhung und ein Durchschnittsgehalt von 4000 Euro, so müsste der selbe Arbeitnehmer heute 4401,52 verdienen, um die selbe Kaufkraft zu haben wie im März 2020.
Hochgerechnet auf das ganze Jahr ergibt das 4.818,24 Euro, die dem Durchschnittsverdiener infolge der Inflation durch die Lappen gehen - deutlich mehr als ein Monatsgehalt.
Entlastung der Verbraucher
Der Oppositionspolitiker Bartsch fordert von der Regierungs-Ampel in Berlin deshalb effektivere Maßnahmen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu entlasten. "Im Zentrum müssen dabei steigende Löhne, Renten, Sozialleistungen, umfassende Hilfen sowie sinkende Preise stehen." Bartsch gehe es weniger um sinkende Erzeugerpreise, auf die die Bundespolitik wenig Einfluss hat. Vielmehr solle sich der Staat bei den Steuern zurückhalten und somit für Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher sorgen. Ein Beispiel sei etwa die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, die nach Bartsch komplett entfallen sollte.
Lohnsteigerungen sehe er vor allem im öffentlichen Dienst, für Pflegekräfte sowie allgemein bei Branchen und Unternehmen, die während oder gar wegen der Pandemie mehr Gewinne eingefahren haben. Mit einem solchen Maßnahmen-Mix sollen die Folgen der verheerenden Inflation zumindest abgefedert werden.
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