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Eine Songzeile genügt: So nimmt Ricarda Lang Christian Lindner auseinander
25.12.2024, 15:51 Uhr"Just a small-town girl". Eine atmosphärisch klingende Glocke. Oder die Zahl 1001. Wenige Wörter, Sekunden oder gar nur ein markantes Wort eines Songs genügen manchmal, um eine nostalgische Erinnerung hervorzurufen, ein Lied zu erkennen oder eine Geschichte zu erzählen. Hier zum Beispiel bei den bekannten Evergreens "Don‘t stop believing", "Hells Bells" und "Tausend und eine Nacht". Ein weiteres Beispiel dafür, wie viel minimale musikalische Bruchstücke aussagen können, lieferte Ricarda Lang. Die ehemalige Grünen-Chefin nahm Christian Lindner auf die Schippe – mit nur einem einzigen Liedvers.
Aber von vorne: Christian Lindner, der Parteichef der Liberalen, hatte einen Post auf "X", der Nachfolge-Plattform von Twitter, veröffentlicht und dieses direkt an Elon Musk adressiert. In dem Beitrag brachte der FDP-Chef seine Bewunderung für den US-Präsidentenberater zum Ausdruck und betonte, er habe eine politische Debatte initiiert, die von Ideen Musks und Javier Milei inspiriert sei. Außerdem warnte Lindner den reichsten Mann der Welt, kein vorschnelles Urteil über die deutsche Politik zu fällen: "While migration control is crucial for germany, the AfD stands against freedom, business – and it‘s a far-right extremist party." Abschließend lädt der FDP-Kanzlerkandidat den umstrittenen Musk zu einem gemeinsamen Treffen ein, bei dem er erklären würde, wofür seine Partei steht. So weit, so – naja.
Ricarda Lang hält offenbar wenig von Lindners Bewunderung gegenüber Musk – allerdings brachte die Bundestagsabgeordnete ihre Meinung nicht in einem klaren Kommentar, in dem sie etwa das Posting verurteilt oder ins Lächerliche zieht, zum Ausdruck, sondern wählte einen smarteren Weg. "Dear Slim, I wrote you, but you still ain‘t callin‘", textete die 30-Jährige auf "X" und teilte dazu Lindners-Beitrag. Eine Satzzeile mit zehn Wörtern genügt, um Lindner mit diesem Kommentar als verblendeten Fanboy des US-Amerikaners, der rechtspopulistische und staatsfeindliche Ideologien vertritt, darzustellen.
Dear Slim, I wrote you, but you still ain't callin… https://t.co/Cjq19CH5h7
— Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) December 20, 2024
Denn: Die Grünen-Politikerin zitierte aus dem Kultsong "Stan" von Eminem, der auch als "Slim Shady" in Erscheinung tritt. Darin rappt der US-Rapper die Briefe, die ein obsessiver Fan an ihn geschrieben haben soll. Der Fan schreibt in seinen vermeintlichen Briefen von seiner Bewunderung für den Musiker und von seinem Leben als Underdog. Außerdem bittet er mehrmals darum, dass der Rapper antwortet und Kontakt zu ihm aufnimmt. Demnach unterstellt die spitzzügige Grünen-Politikerin dem FDP-Chef Parallelen zu jenem obsessiven Fan. Tatsächlich scheint Lindner Elon Musk und dessen politische Ansichten zumindest in Teilen zu schätzen, ließ er doch zuletzt schon mit der Aussage, Deutschland müsse "mehr Musk und Milei wagen", aufhorchen.
Lang, die sich auf "X" selbst als "Humorbeauftrage der Grünen" bezeichnet, landete mit dem Post offenbar einen Coup: In den sozialen Medien hagelt es Zuspruch, die 30-Jährige wird regelrecht als Social-Media-Queen der deutschen Politik hochgejubelt. Die ehemalige Grünen-Vorsitzende, die ihr Amt nach herben Wahlniederlagen im November abgab, scheint mit ihren Spitzen, der Anspielung auf prominente Beispiele und das Aufgreifen des "Meme-Formats" auf ihrem Kanal den Humor der User zu treffen. Übrigens: Die 30-Jährige hat es nicht nur auf Christian Lindner abgesehen, zu dessen Aussagen sie sich öfter äußerte, sondern insbesondere auf Markus Söder. So teilt die Bundestagsabgeordnete immer wieder Fotos, auf welchen der CSU-Politiker mit eigenem Merch, beispielsweise einem "Ugly Christmas Sweater" mit seinem persönlichen Konterfei zu sehen ist. In der Caption greift sie dabei häufig das Wort "Demut", welches sie dem fränkischen Politiker abspricht, auf – und wird dabei deutlich direkter als bei ihrem Eminem-Statement zu Lindner und Musk.