Erdogan spricht in Interview über Satire von "extra 3"
01.04.2016, 17:15 Uhr
In Deutschland hatte das NDR-Fernsehmagazin extra 3 am 17. März einen satirischen Beitrag über Erdogan ausgestrahlt, der auf YouTube mittlerweile fast fünf Millionen Mal angeklickt wurde.
Der Beitrag des Satire-Magazins mit der Musik von Nenas Hit "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" enthält Textzeilen, wie "Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast". Der türkische Präsident reagierte erbost, der deutsche Botschafter in Ankara wurde einbestellt.
Im Interview mit der CNN-Journalistin Christiane Amanpour betonte Erdogan, dass er keinen Krieg gegen die Medien führe. "Wir haben nie etwas getan, um die Medienfreiheit einzuschränken." Die türkische Regierung habe viel Geduld gezeigt.
Für den Chef der kritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, hat der Druck auf die Presse in der Türkei in den letzten Jahren deutlich zugenommen. "Die Türkei war noch nie ein Paradies für Journalisten. Aber ehrlich gesagt haben wir nicht einmal in militärischen Putschzeiten einen derart intensiven Druck erlebt", sagte Dündar Ende März in einem Interview in Istanbul.
Dündar und seinem Hauptstadt-Büroleiter Gül werden Spionage und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, weil das Blatt über angebliche Waffenlieferungen der Türkei an Extremisten in Syrien berichtet hatte. Sie stehen in der Türkei vor Gericht. Bei einer Verurteilung droht den beiden lebenslange Haft. Kritiker werten den Prozess als einen der bisher heftigsten Angriffe von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan auf die Pressefreiheit in seinem Land.
Die beiden Journalisten waren im November festgenommen worden, nachdem Erdogan persönlich Anzeige gegen sie erstattet hatte. Im Februar verfügte das Verfassungsgericht ihre vorübergehende Freilassung mit der Begründung, dass ihre Persönlichkeitsrechte und ihr Recht auf freie Meinungsäußerung verletzt worden seien. Erdogan wies diese Entscheidung zurück.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan habe sich sein eigenes Medienimperium aufgebaut. "Er hat sympathisierende Geschäftsleute dazu gebracht, Zeitungen zu kaufen. Deshalb ist der größte Medienboss der Türkei heute Erdogan", sagte Dündar.
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