Ethikrat fordert Debatte um Lockerung der Corona-Beschränkungen

7.4.2020, 12:29 Uhr
Auch der Schlossgarten in Erlangen wurde im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen geschlossen. Laut Ethikrat sollte es aber auch einen Ausblick auf das Ende der Beschränkungen geben.

© Harald Sippel Auch der Schlossgarten in Erlangen wurde im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen geschlossen. Laut Ethikrat sollte es aber auch einen Ausblick auf das Ende der Beschränkungen geben.

Der Deutsche Ethikrat hat die Debatte über eine Lockerung der massiven Beschränkungen im öffentlichen Leben im Zuge der Corona-Krise begrüßt. "Es ist zu früh, Öffnungen jetzt vorzunehmen. Aber es ist nie zu früh, über Kriterien für Öffnungen nachzudenken", sagte der Vorsitzende des beratenden Gremiums, der Theologe Peter Dabrock, am Dienstag in Berlin. "Alles andere wäre ein obrigkeitsstaatliches Denken, das bei uns nicht verfangen sollte und mit dem man das so notwendige Vertrauen der Bevölkerung nicht stärken würde."

Es stimme auch nicht, dass man den Menschen damit falsche Hoffnungen mache. "Hoffnungsbilder brauchen Menschen genau dann, wenn sie in einer katastrophalen Situation wie der jetzigen sind. Das motiviert zum Durchhalten", sagte Dabrock. Der Ethikrat warnte, zu häufig werde die Debatte über Öffnungsperspektiven vor allem über den Zeitaspekt geführt. Sachliche und soziale Kriterien würden hintangestellt.

Dabei bestehe die Herausforderung nicht darin, ob Leben oder Wirtschaft primär zu sichern seien. Neben wirtschaftlichen Problemen gebe es schon jetzt Solidaritätskonflikte – auch mit Blick auf die Schutzgüter Gesundheit und Leben. Wichtige Operationen würden verschoben, Therapien unterbrochen. Kranke und Sterbende würden nicht mehr so begleitet, wie es die Menschlichkeit erfordere.

Nötige Maßnahmen, um die Zahl schwerer Fälle unterhalb der intensivmedizinischen Kapazitätsgrenzen zu halten, müssten - je länger je mehr - mit den schweren gesellschaftlichen, sozialen und psychischen Folgen des Lockdowns abgeglichen werden.

Dem Deutschen Ethikrat gehören 26 Wissenschaftler und Experten verschiedener Fachrichtungen an. Das Gremium soll unter anderem Stellungnahmen und Empfehlungen für die Politik zu "den großen Fragen des Lebens" abgeben. In der Vergangenheit ging es dabei beispielsweise um die Gendiagnostik oder Roboter in der Pflege.


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