Experte: "Die Schuldenbremse nicht in Frage stellen"

4.2.2021, 11:41 Uhr
Experte:

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2,2 Billionen Euro: Bund, Länder und Kommunen sind Dank der Corona-Rettungspakete so hoch verschuldet wie noch nie. Kann sich der Staat auf Dauer leisten, immer neue Schulden aufzuhäufen oder muss er vielmehr wieder mehr in die Schuldentilgung gehen, wenn die Wirtschaft wieder rund läuft? Fragen an Prof. Johannes Rincke, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Herr Professor Rincke, Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat erklärt, dass die grundgesetzlich fixierte Schuldenbremse (siehe Stichwort) auch in den nächsten Jahren kaum einzuhalten sei – deshalb solle auf die jährliche Überprüfung am besten gleich ganz verzichtet werden. Wäre das nicht der erste Schritt zur Abschaffung dieses Instruments?

Die Schuldenbremse hat zwei Seiten: Einmal regelt sie konkret, wie stark sich der Staat in normalen Zeiten verschulden darf. Auf der anderen Seite hat sie auch eine politisch-symbolische Bedeutung: Sie macht deutlich, dass für Staatsschulden nicht einfach "mehr ist besser" gilt, sondern dass wir hier vernünftige Grenzen brauchen. Es ist für Regierungen sonst einfach zu attraktiv, Ausgaben über Staatsschulden zu finanzieren und damit Generationen zu belasten, die noch nicht geboren sind und sich daher nicht wehren können. Ich glaube, dass wir in Deutschland mit der Einführung der Schuldenbremse einen Fortschritt gemacht haben, den wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten. Die Schuldenbremse sieht ja vor, dass der Staat in einer Krise sehr flexibel reagieren und sich viel stärker als in normalen Zeiten verschulden kann. Nur weil wir jetzt in so einer Krise stecken, sollte man die Schuldenbremse an sich nicht in Frage stellen.