"Proportional die meisten"

Faktencheck zeigt: Aussage von Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ist falsch

Alicia Kohl

Volontärin

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23.9.2024, 04:55 Uhr
Friedrich Merz fordert schärfere Linien in der Migrationspolitik.

© IMAGO/Manfred Behrens/IMAGO/HMB-Media Friedrich Merz fordert schärfere Linien in der Migrationspolitik.

CDU-Chef Friedrich Merz hat das Migrationsthema zu seinem Steckenpferd im Wahlkampf gemacht, im Bundestag und der Öffentlichkeit wird es nun fast ununterbrochen diskutiert. Merz fordert von der aktuellen Regierung unter anderem eine Änderung des Aufenthaltsrechts, aber auch einen Aufnahmestopp für Menschen aus Syrien und Afghanistan. Letzteres relativierte er später, ein Thema bleiben Geflüchtete aus den beiden Ländern spätestens seit dem Attentat in Solingen aber trotzdem.

Um seine Forderungen zu stützen, hat der Kanzlerkandidat der Union bei der Bundespressekonferenz am 27. August gesagt, dass Deutschland proportional zu seiner Größe die meisten Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien aufnimmt. Das Recherchenetzwerk "Correctiv" hat diese Aussage nun geprüft - und gezeigt, dass sie falsch ist.

Und zwar sowohl was die absoluten Zahlen als auch relational zur Bevölkerungsgröße oder Fläche betrifft. Wie "Correctiv" betont, gibt es gleich mehrere Länder, die im weltweiten Vergleich mehr Menschen aus den genannten Ländern aufgenommen haben. Die Türkei, der Libanon, Jordanien oder der Iran haben in Bezug auf die Bevölkerungsgröße deutlich mehr Geflüchtete aufgenommen. Daten dazu finden sich beim Flüchtlingskommissariat (UNHCR) der Vereinten Nationen. Bei den Zahlen handelt es sich um anerkannte Geflüchtete.

Zweimal auf Platz drei

In absoluten Zahlen wird deutlich, dass die Türkei aktuell mit großem Abstand die meisten Menschen aus Syrien aufgenommen hat. Mehr als die Hälfte aller 6,4 Millionen geflüchteten Syrerinnen und Syrer leben dort, nämlich 3,2 Millionen. Danach folgt der Libanon mit 785.000, erst dann kommt Deutschland mit 706.000.

Bei der Aufnahme von Geflüchteten aus Afghanistan ist die Lage ähnlich. Mit mehr als 3,7 Millionen Menschen hat der Iran hier die meisten Geflüchteten aufgenommen. Knapp 60 Prozent der global 6,4 Millionen Geflüchteten aus Afghanistan leben aktuell im Iran. Danach kommt Pakistan mit knapp zwei Millionen, Deutschland liegt auch hier auf Platz drei mit etwa 255.000.

Was die Aufnahme von Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan angeht, liegt Deutschland insgesamt sogar auf dem sechsten Platz, hinter dem Libanon, Jordanien, dem Iran, der Türkei und Österreich. Laut "Correctiv" stimmt die Aussage von Friedrich Merz also nicht.