Gegen die Folgen extremen Wetters

Flut in Westdeutschland: Wir müssen uns wappnen - jetzt

Stephan Sohr

Chefredakteur Nürnberger Zeitung

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15.07.2021, 17:56 Uhr
Ein Mann blickt im Dorf Insul auf das Hochwasser der Ahr.

© Boris Roessler, dpa Ein Mann blickt im Dorf Insul auf das Hochwasser der Ahr.

Über 40 Menschen sind bei den durch Dauerregen ausgelösten Überflutungen im Westen Deutschlands ums Leben gekommen. Die Region hat es noch schlimmer getroffen als etwa den Aischgrund am vergangenen Wochenende.
Nichts wäre nun fruchtloser als wieder eine Grundsatzdebatte darüber zu führen, ob denn wirklich der menschengemachte Anteil an der Erderwärmung den Ausschlagpunkt dafür gibt oder nicht, dass es immer häufiger zu solchen Katastrophen kommt; der überwiegende Teil der Fachwissenschaft hat das bejaht. Fruchtlos ist eine solche Debatte auch deshalb, weil sie den Blick zu sehr auf ferne Jahrzehnte (ab)lenkt, etwa auf das Jahr 2050, wenn die Europäische Union komplett klimaneutral sein, also netto keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen will. Das ist noch weit hin, könnte man meinen, da fließt noch viel Wasser die Pegnitz hinunter.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bedankt sich bei den Hagener Feuerwehrleuten für ihren Einsatz.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bedankt sich bei den Hagener Feuerwehrleuten für ihren Einsatz. © Roberto Pfeil, dpa

Gegen die Folgen des sich ändernden Klimas, ob nun menschengemacht oder nicht, müssen wir uns aber jetzt wappnen - oder hätten es schon in der Vergangenheit besser tun müssen. Mit Flutpoldern in den Ebenen, mit Schutzwänden in den Flusstälern, mit Renaturierungen von Flüssen, mit Wasserüberleitungssystemen von niederschlagsreichen in eher trockene Gebiete, wie wir sie etwa mit dem Fränkischen Seenland in unserer Region haben.

Dass es diesmal die Eifel besonders stark getroffen hat, hat einerseits meteorologische Gründe - es hat zu viel in zu kurzer Zeit geregnet. Dazu kommen vor Ort die topografischen Bedingungen. Wenn sintflutartige Regenfälle normalerweise harmlose Flüsse stark anschwellen lassen, dann geschieht das etwa in der Eifel mit ihren tief eingeschnittenen Fluss tälern mit dramatischer Vehemenz.
Nehmen wir etwa den kleinen Eifel-Ort Schuld, auf den zu blicken in dieser Situation fast schon zynisch klingt. Schuld liegt in einer Schleife an der eigentlich ruhig dahinfließenden Ahr - die nun aber zu einem reißendem Gewässer geworden ist. Diesen Ort hätte es auch zu Zeiten, als noch nicht über den „menschengemachten“ Klimawandel diskutiert worden ist, massiv getroffen, wenn die Wetterlage so gewesen wäre wie sie nun war.


Mindestens 43 Tote bei Unwettern im Westen Deutschlands


Im Dezember 2015 haben 195 Staaten dieser Welt das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet und sich darin verpflichtet, die Erderwärmung möglichst auf unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Die Menschheit hat sich also, erstaunlich genug, auf den Weg gemacht. Und die Europäische Union geht auf diesem Weg voran.
Nun kann man, wie etwa die Klima-Aktivisten von Fridays for future, sagen, dass sei alles nicht genug; doch die Menschen und die Volkswirtschaften dieser Welt, so unterschiedlich leistungsfähig sie sind, müssen diesen Wandel erst einmal bewerkstelligen. Panik auf diesem Weg lähmt. Selbst diejenigen, die mitgehen wollen.

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