Lage im Überblick

Gefechte in der Ostukraine werden wieder heftiger

09.02.2025, 05:05 Uhr
Nach einem Abflauen der Kämpfe in der Ostukraine über mehrere Tage greifen russische Truppen wieder heftiger an.

© Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa Nach einem Abflauen der Kämpfe in der Ostukraine über mehrere Tage greifen russische Truppen wieder heftiger an.

Die Angriffe russischer Truppen in der Ostukraine werden nach Angaben des ukrainischen Militärs nach einigen Tagen Pause wieder heftiger. Der Generalstab in Kiew verzeichnete für Samstag 125 russische Sturmangriffe, nachdem die Zahl in den Tagen zuvor bei etwa 80 Angriffen gelegen hatte. Schwerpunkt der Angriffe mit mehr als 50 einzelnen Attacken waren die Stadt Pokrowsk im Gebiet Donezk und die umliegenden Ortschaften. Der Generalstab sprach von hohen Verlusten der russischen Angreifer.

Die Bergbaustadt Pokrowsk, die vor dem Krieg etwa 60.000 Einwohner hatte, ist seit Monaten umkämpft. Allerdings verlegten sich die Russen darauf, die Stadt nicht direkt einzunehmen, sondern südlich an ihr vorbei vorzustoßen. 

Die genannten Zahlen des Generalstabs zu den Gefechten sind nicht im Detail nachprüfbar. Sie zeichnen aber die Ab- und Zunahme der Kämpfe nach. Bei dem zwischenzeitlichen Abflauen hatten Militärbeobachter gerätselt, ob die seit Herbst 2023 andauernde russische Offensive sich erschöpft hat oder ob es nur um eine Pause ging. Im Dezember hatte es täglich bis zu knapp 300 Gefechte gegeben.

Die Ukraine verteidigt sich seit knapp drei Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion. In der Nacht auf Sonntag herrschte in dem osteuropäischen Land wieder Luftalarm bis weit in den Westen hinein. Die ukrainische Luftwaffe ortete viele russische Kampfdrohnen am Himmel - etwa bei Luzk, einer Stadt im Nordwesten des Landes, die weniger als 100 Kilometer entfernt von der polnischen Grenze liegt. Der regionale Telegramkanal des Fernsehsenders Suspilne berichtete dort von Explosionsgeräuschen.

Nordkoreaner kämpfen wieder im Gebiet Kursk

Die Kämpfe gingen auch im russischen Grenzgebiet Kursk weiter, wo die ukrainische Armee seit sechs Monaten einen Brückenkopf besetzt hält. Nach einer Pause seit Mitte Januar beobachteten ukrainische Truppen dort wieder einen Einsatz nordkoreanischer Soldaten, die auf russischer Seite kämpfen. "Russische und nordkoreanische Truppen haben einen weiteren Angriff in der Region Kursk gestartet", teilte die 47. Brigade der Ukraine mit. Dabei habe der Feind seine Taktik geändert. "Bisher griffen sie vor allem mit Fahrzeugen an, doch jetzt haben sie Infanterie in den Angriff geschickt."

Oberbefehlshaber Syrskyj ein Jahr im Amt

In einem Jahr unter seinem Befehl habe die ukrainische Armee ihre Fähigkeit zu Angriffen bis weit hinein nach Russland ausgebaut, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj auf Facebook. Er war am 8. Februar 2024 zum Nachfolger von Walerij Saluschnyj ernannt worden. Ukrainische Kampfdrohnen könnten nun bis zu 1.700 Kilometer weit angreifen. Syrskyj ließ Niederlagen wie den Verlust der Stadt Awdijiwka bei Donezk Revue passieren, würdigte aber auch das Vordringen seiner Truppen nach Russland. Im russischen Gebiet seien 924 Kriegsgefangene gemacht worden. "Die Ukraine kann zum Gegenangriff übergehen, den Feind schlagen und jagen", sagte er.

General Olexander Syrskyj kommandiert seit einem Jahr die ukrainische Armee. (Archivbild)

General Olexander Syrskyj kommandiert seit einem Jahr die ukrainische Armee. (Archivbild) © Ukrainisches Präsidentialamt/Pool/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Selenskyj wirft Putin Aufrüstung vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russlands Staatschef Wladimir Putin vor, sich durch Aufrüstung auf eine Fortsetzung des Krieges einzurichten. "Wir wissen jetzt, dass die Russen neue Divisionen aufstellen und neue militärische Produktionsanlagen entwickeln", sagte Selenskyj in Kiew. 

"Und das bedeutet eine einfache Sache: Putin bereitet sich nicht auf Verhandlungen vor, nicht auf Frieden, sondern auf die Fortsetzung des Krieges, und zwar nicht nur gegen uns", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. 

"Alle Partner müssen davon wissen und es sehen." In Europa müsse jedes Land seine Verteidigung stärken. Das Ziel, dafür fünf Prozent der Wirtschaftsleistung auszugeben, werde "nicht von der Tagesordnung verschwinden". Unklar blieb, auf welche Informationen über einen russischen Truppenaufbau sich Selenskyj bezog. Die Ukraine sei bereit, ihre Erkenntnisse zu teilen, sagte er.