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Gleichgeschlechtliche Ehe: Aufzüge segnen, Schwule nicht?

Harald Baumer

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10.5.2021, 14:41 Uhr

Vor einiger Zeit wurde ein Beitrag des katholischen Priesters Andreas Sturm im Internet hunderttausendfach verbreitet. Es waren nur zwei Sätze, die der Generalvikar des Bistums Speyer verbreitete: "Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze und so weiter gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein."


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Besser als Pfarrer Sturm kann man es nicht sagen, worum es bei der gestrigen bundesweiten Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren ging. Trotz eines ausdrücklichen Verbots der römischen Glaubenskongregation, des höchsten zuständigen Gremiums im Vatikan, fanden sich in ganz Deutschland katholische Geistliche, die entsprechende Gottesdienste veranstalteten.

Die mitgliederstärkste Kirche der Welt, der rund 1,3 Milliarden Menschen angehören, liefert wieder einmal ein trauriges Bild. Zwar bezeichnete Papst Franziskus Homosexuelle schon vor Jahren ausdrücklich als "Kinder Gottes" und betonte, niemand solle "wegen seiner sexuellen Veranlagung ausgeschlossen oder unglücklich werden". Aber Konsequenzen wurden daraus bisher nicht gezogen.

Ein Ende der Verlogenheit

Immer noch handeln Priester kirchenrechtlich gesehen illegal, wenn sie gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen Gottes erteilen. Das geschieht in Deutschland ständig. Aber mit dieser Verlogenheit - wir machen es und Rom tut so, als ob nichts wäre - wollen sie sich nicht länger zufriedengeben.


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Die Aktion war ein mutiges und wichtiges Zeichen. Denn wer Reformen innerhalb der katholischen Kirche erreichen will, der muss dreierlei tun. Erstens: im Graubereich zwischen Rom und der Ortskirche das tun, was er für richtig hält. Zweitens: auf dem Gremienweg der Synoden für sein Ziel kämpfen - und wenn es Jahrzehnte dauert. Drittens: immer wieder auch mal laut sagen, was er denkt.


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Längst haben weite Teile des Katholizismus bis in seine Spitze hinein (siehe Franziskus) erkannt, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht widernatürlich, schmutzig oder krank sind, wie das jahrhundertelang gepredigt wurde. Auch die theologische Forschung vertritt in dieser Frage zum großen Teil eine fortschrittliche Position. Doch die Konsequenzen daraus werden einfach nicht gezogen.

Eine Herzensangelegenheit

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, verkörpert diesen Widerspruch. Er betont, dass Homosexuelle "einen Platz in der Kirche" hätten und "willkommen" seien. Gleichzeitig lehnt er Segnungsgottesdienste als "Protestaktionen" ab. Da hat er etwas missverstanden. Denn für die betroffenen Priester und die von ihnen gesegneten Paare war es in erster Linie eines: eine Herzensangelegenheit.

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