"Unsoziale Partei"

Grünen-Chefin Lang: AfD macht Politik "gegen die Mehrheit der Menschen im Land"

31.7.2023, 08:40 Uhr
Ricarda Lang (Grüne), Bundesvorsitzende ihrer Partei, sitzt zusammen mit Matthias Deiß, Fernsehjournalist, beim ARD-Sommerinterview auf der Terrasse des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.

© Annette Riedl, dpa Ricarda Lang (Grüne), Bundesvorsitzende ihrer Partei, sitzt zusammen mit Matthias Deiß, Fernsehjournalist, beim ARD-Sommerinterview auf der Terrasse des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.

"Man muss ganz klar sagen, diese Partei macht Politik gegen die Mehrheit der Menschen im Land, gegen deren Sorgen, weil sie von diesen Sorgen profitieren", sagte Lang am Sonntag im ARD-"Sommerinterview". "Und die AfD ist im Kern eine unsoziale Partei, die dieses Land destabilisieren will."

Eine Äußerung von AfD-Chef Tino Chrupalla, der die Grünen als "die gefährlichste Partei Deutschlands" bezeichnet hatte, konterte Lang mit den Worten: "Die gefährlichste Partei in diesem Land, das ist die AfD". Sie verwies auf den von etlichen Parteimitgliedern geforderten Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union. "Das wäre ein wirtschaftliches Fiasko für Deutschland."

Auf AfD-Politiker angesprochen, die Deutschlands Mitgliedschaft in der Nato für die Zukunft in Zweifel ziehen, sagte Lang: "Wir würden uns Putin ausliefern." Sie fuhr fort: "Keine Gewerbesteuer mehr - Haupteinnahmequelle der Kommunen, also keine Freibäder, keine Frauenhäuser, keine Kitas." Für die kleinen Leute tue die AfD, die das Rentenalter erhöhen wolle, nichts.

Auf die Frage nach einem möglichen eigenen Anteil an den Umfrageerfolgen der AfD, die in der Sonntagsfrage zuletzt um die 20 Prozent erzielte, räumte Lang eine Mitverantwortung der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ein. "Wenn ich jetzt gerade im Land unterwegs bin, treffe ich viele Bürger, die sagen mir eigentlich: "Wir wollen, dass ihr euch einfach mal zusammenreißt." Und ich glaube, diese Erwartung, das muss ein Auftrag sein, auch an uns."

Alle demokratischen Parteien seien gefragt, betonte Lang, die vor gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Regierung und Opposition warnte. Wirtschaftliche Unsicherheit schaffe außerdem einen Nährboden für Angst. "Das heißt, wir brauchen Aufstiegsversprechen statt diesen Abstiegsängsten." Sie warnte auch vor einer inhaltlichen Annäherung: "Wer das Lied der Populisten singt, stärkt am Ende die Populisten."