Guttenbergs Erfahrungen sind offenbar begrenzt
13.02.2009, 00:00 Uhr
Denn die Aschheimer Firma muss als Beleg herhalten für die wirtschaftspolitische Kompetenz des von und zu Guttenberg, der sich seit seiner Vereidigung gestern offiziell Bundesminister für Wirtschaft und Technologie nennen darf. Das mit der Technologie sehen seine Parteifreunde ein; der Oberfranke stehe auf große Limousinen aus Ingolstadt mit aufgebohrten Triebwerken. Das mit der Wirtschaft eher nicht.
Guttenberg habe «Erfahrungen in seinem Familienunternehmen« gesammelt, sagt CSU-Chef Horst Seehofer über seine neue Wunderwaffe, die Deutschlands Industrie nun sicher durch die schwerste Wirtschaftskrise aller Zeiten lotsen soll. Der Lotse selbst preist sich wenig distinguiert auf sämtlichen Fernsehkanälen als erfahren «durch die Verantwortung, die ich im Familienunternehmen getragen habe«. Er habe, schreibt Guttenberg auf seiner eigenen Homepage, «die Leitung des Familienbetriebes in München und Berlin« übernommen. Er sei, schreibt er, «Geschäftsführender Gesellschafter der Guttenberg GmbH, München«. Und er gibt als «Beruf (vor der Tätigkeit als MdB): Geschäftsführer« an.
Das klingt gewaltig. Und ein Tag vergeht, bis die Ersten fragen, welches große Unternehmen das wohl ist, das er leitete. Und so führt die Spur nach Aschheim bei München zu den von Guttenbergs. Eine Spur übrigens, die auch Guttenbergs neuer Arbeitgeber anfangs gelegt hat, inzwischen aber darauf verzichtet. Denn in Wahrheit hat der Neue ein paar Jahre lang das Vermögen seiner Familie verwaltet in der Guttenberg GmbH, er und zwei Kollegen. Und der Umsatz, so jedenfalls das ARD-Magazin Panorama, war auch nicht wirklich der Hit - 25.000 Euro. Seit fünf Jahren ist der Laden dicht.
In Wikipedia getrickst
Das ist ein wenig unangenehm für den adeligen Oberfranken, über den sie in der CSU kräftig ablästern, weil er sich seine Pomade eigens aus den USA einfliegen lässt, Wildlederschuhe zu seinen Anzügen trägt und über zehn Vornamen verfügt. Im bayerischen Kabinett haben sie schon abgefragt, wer woher sein Gel bezieht und ob noch einer auf zehn Vornamen kommt. So wie Guttenberg. Wenn denn die Zahl stimmt. Vielleicht ist es auch einer mehr. Oder einer weniger.
Ein Nutzer des Online-Lexikons Wikipedia führte nämlich Deutschlands größtes Boulevardblatt aufs Glatteis. Bild druckte als Schlagzeile sämtliche Vornamen: Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Josef Sylvester sowie Wilhelm. Der hätte zwar gut zu den übrigen zehn gepasst. Nur: Er ist eine Fälschung. Der Rest am neuen Minister aber, versichert seine Partei, ist echt. Ganz sicher.