Über den Mund gefahren

"Herzlichen Dank nach Nürnberg!" - ZDF-Moderatorin würgt Söder ab und beendet Live-Interview

Stefan Besner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

18.12.2023, 11:51 Uhr
Ob es an der begrenzten Sendezeit liegt oder den offenbar schwer angegriffenen Nerven der Moderatorin, in jedem Fall setzt Zimmermann dem Interview ein recht abruptes Ende. (Symbolbild)

© Peter Kneffel/dpa Ob es an der begrenzten Sendezeit liegt oder den offenbar schwer angegriffenen Nerven der Moderatorin, in jedem Fall setzt Zimmermann dem Interview ein recht abruptes Ende. (Symbolbild)

Dass Journalisten und Moderatoren oftmals genervt sind, wenn Politiker einen verbalen Eiertanz um konkrete Antworten auf ihre Fragen veranstalten, ist nichts Neues. Die latente Gereiztheit, die ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann im Interview mit Markus Söder an den Tag legte, brachte allerdings sogar den bayerischen Ministerpräsidenten aus dem Konzept. In den sozialen Medien sorgt vor allem das abrupte Ende für reichlich Zündstoff.

Schlagabtausch Söder vs. Zimmermann

Am Sonntagabend war Markus Söder beim ZDF-Format "Berlin Direkt" live zugeschaltet. Zu Anfang stellt Moderatorin Zimmermann kritische Fragen hinsichtlich des Umgangs der Union mit der Ampel-Regierung: "So wie Sie die Ampel angehen, kann man ja sagen, dass die demokratischen Parteien eben nicht zusammenhalten, sondern Sie beschädigen ja auch das Amt des Kanzlers, wie er im Bundestag angegangen wird", so Zimmermann und fügt dann hinsichtlich Söders anhaltender Haushaltskritik hinzu: "Tatsächlich haben auch Sie im bayerischen Haushalt Coronatöpfe umgewidmet. Ist bei Ihnen O.K., was Sie anderen als Trickserei bescheinigen?" Daraufhin korrigiert Söder, dass das eben in der Realität nicht gemacht wurde, woraufhin Zimmermann ihm ins Wort fällt: "Aber Sie haben es versucht."

Zimmermann verliert die Geduld

Während der bayerische Ministerpräsident in gewohnt unaufgeregter Söder-Manier geschickt zwischen Ampelkritik, christsozialer Vernunft, verständnisvoller Großspurigkeit und Eigenlob laviert, wirkt die Moderatorin zunehmend genervt. Was Söders strikte Weigerung betrifft, einer Reformierung der Schuldenbremse im Bundestag zuzustimmen, reißt Zimmermann dann endgültig der Geduldsfaden. "Herr Söder, die Investitionen, die jetzt nötig sind, die sind ja auch deswegen nötig, weil in 16 Jahren unter einer Regierung Merkel fast nichts passiert ist in Sachen Investitionen in die Infrastruktur. Wie würden Sie denn ohne eine Lockerung der Schuldenbremse weitermachen? So wie vorher? Ohne jegliche Reformen?" Zwar fällt Söder nicht aus seiner Rolle, dennoch wirkt der Ministerpräsident zum ersten Mal etwas verwirrt.

Die Situation eskaliert

"Ja wie kommen Sie darauf, dass in 16 Jahren nichts passiert ist?", fragt Söder. Worauf Zimmermann wie aus der Pistole geschossen antwortet: "Weil wir ja sehen, was wir für einen Reformstau haben, aktuell." Der Ministerpräsident ist anderer Ansicht. Das sei lediglich ihre Meinung und die respektiere er. Auch die Ampel scheine das so zu sehen, gibt Söder zu und will anschließend den Schwenk zu den gesunkenen Arbeitslosenzahlen während der Ära Merkel vollziehen. Zimmermann fährt ihm jedoch postwendend in die Parade. Alle Ökonomen sähen einen Reformstau. "Absolut alle Ökonomen." Söder wisse nicht, "ob das so stimmt." Woraufhin Zimmermann ihre Aussage mit einem schnippischen "doch" zementiert.

Ob es an der begrenzten Sendezeit liegt oder den durch Söders Rhetorik offenbar schwer angegriffenen Nerven der Moderatorin, in jedem Fall setzt Zimmermann dem Interview ein recht abruptes Ende. Während Markus Söder noch über die Krisen der Unionsregierung referiert, würgt Zimmermann ihn mit den Worten ab: "Ich muss leider hier zum Ende kommen. Ganz herzlichen Dank nach Nürnberg."

"Sie können doch nicht einfach den Satz jetzt so unterbrechen", beschwert sich Söder perplex und resümiert, nachdem Zimmermann erneut darauf pocht, dass jetzt leider Schluss wäre: "Ne. Also das war jetzt dann aber ein etwas unglücklicher Start für unser erstes gemeinsames Interview. Denn den letzten Satz hätte ich schon noch gern gesagt." Und dann sagt er ihn natürlich auch: Die Union habe schon viele Krisen entschlossen gemeistert und "eine solche wie jetzt, könnten wir auch besser meistern."

Verwandte Themen