Horst der Große? Die Karriere von Ex-Ministerpräsident Seehofer
17 Bilder 2.7.2018, 11:01 UhrHorst der Hoffnungsträger
Horst Seehofer hält sich seit Jahrzehnten in der großen Politik. Bei seinen acht Kandidaturen bei Bundestagswahlen und einer Landtagswahl konnte er jedes Mal mit überragenden Ergebnissen das Direktmandat gewinnen. Nun ist es an der Zeit, auf seine politische Karriere zurückzublicken: Im Jahre 1999 erhielt er, damals noch als Bundesgesundheitsminister, den Bayerischen Verdienstorden. Zu diesem Zeitpunkt war Seehofer bereits seit 30 Jahren in der Politik aktiv. Sein politischer Ziehvater Edmund Stoiber bezeichnete ihn schon damals als "Hoffnungsträger". © dpa
Seehofers Lehrmeister
Dieser Schnappschuss wurde im Februar 2000 aufgenommen. Edmund Stoiber war seit 1993 unbe- aber nicht unumstrittener Ministerpräsident des Freistaats. Und Seehofer, in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ging bei Machtmensch Stoiber in die Lehre. © dpa
Horst Seehofer - der Aufsteiger
Noch behielt Seehofer seine Ambitionen für sich, doch intern galt er schon länger als potenzieller Stoiber-Erbe. Denn Seehofer zeigte sich als Aufsteigertyp: Als Arbeiterkind in Ingolstadt 1949 geboren , erreichte er 1965 zunächst "nur" die mittlere Reife, absolvierte aber anschließend umgehend die Beamtenausbildung zum Sekretär, bestand die Verwaltungsprüfung und trat 1970 in den gehobenen Dienst als Amtsinspektor ein - sowie fast zeitgleich in die CSU. © dpa
Menschenfänger und Entertainer
Seehofer wusste die Medien stets für sich zu nutzen. Gekonnt rückt er sich in Bild, um das zu verkörpern, was der Wähler von ihm erwartet. Hier posierte er 2005 als designierter Bundesagrarminister mit dem damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein im traditionellen Schäfergewand beim Lammabtrieb im Landkreis Eichstätt. Die Zeit für den Griff nach der Macht war jedoch noch nicht gekommen: Es war der Hersbrucker Beckstein, der damals als Stoiber-Nachfolger gehandelt wurde. © dpa
Seehofer wird Landesvater
Am 18. Januar 2007 kündigte Edmund Stoiber an, sein Amt binnen weniger Monate niederzulegen. Stoiber hatte durch eine gnadenlos gescheiterte Kanzlerkandidatur 2002 seinen Stuhl ins Wanken gebracht und geriet 2005 durch die zögerliche Haltung hinsichtlich seines Kompetenzbereichs im Kabinett Merkel erneut unter Kritik. Die "Bespitzelungsaffäre" um Gabriele Pauli war schließlich zu viel und Stoiber dankte ab. Nach einem kurzen, unrühmlichen Gastspiel von Günther Beckstein auf dem bayerischen Thron und einem erschütternden Ergebnis der Christsozialen bei der Landtagswahl 2008 schlug die Stunde Seehofers: Am 27. Oktober 2008 wurde er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt. © dpa
Seehofer und die Frauen
Horst Seehofer und die Frauen - ein vielschichtiges Thema: Seehofer ist seit 1985 in zweiter Ehe mit seiner Karin (Foto) verheiratet. Drei Kinder gingen daraus hervor. 2007 kam Seehofers uneheliche Tochter zur Welt. © dpa
Der spätere Konkurrent tritt auf den Plan
Ein Bild mit großer Symbolkraft: Seehofer mit Lippenstift-Abdrücken auf der Wange und Markus Söder als Punk auf der Prunksitzung des Fränkischen Fastnachtsverbandes 2012. Der Linke ein schwerenötender Landesvater, der Rechte ein fränkischer Polit-Entertainer sondergleichen, erst ewiger Anwärter - jetzt "Innehaber" des Ministerpräsidentenamt. Spaß verstehen sie beide. Doch das Verhältnis der beiden ist kein freundschaftliches. Seehofer kritsiert Söder öffentlich. © dpa
Seehofer: Für (fast) jeden Spaß zu haben
Seehofer stimmt bei der Wahl seiner Faschings-Outfits gediegenere Töne an als Söder, der mit seinen Kostümen in Veitshöchheim jedes Jahr aufs neue für Furore sorgte. © dpa
Seehofer - ein Freund der Franken?
Als gebürtiger Ingolstädter ist Seehofer zwar ein Oberbayer - aber in Franken fühlt er sich nicht nur wie hier am 2013er "Tag der Franken" in Bayreuth wohl - wissend natürlich, dass Franken "ein starkes Stück Bayern" ist. Doch in seiner Politik spiegelte sich das nicht wieder. Generell: Markige Sprüche und einen Sinn für Populismus hat Seehofer immer auf Lager, denn... © dpa
Meister des Machterhalts
...den Einfluss des Freistaats im Bund sowie in der EU unter allen Umständen zu stärken, gehört - spätestens seit FJS- zum Selbstverständnis eines bayerischen Ministerpräsidenten. So erteilte er 2011 angesichts der EU-Schuldenkrise gemeinsamen Anleihen der Euro-Länder ("Eurobonds") eine deutliche Absage. Auch das sture Beharren auf eine Pkw-Maut für Ausländer ist typisch für die Seehofer'schen Politikvorstellungen, die im Grunde nur auf eines abzielen: Die Macht Bayerns erhalten und vergrößern. © dpa
Horst Seehofer - kein Freund von Minderheiten
1987 hagelte die Kritik auf Seehofer ein, als er durchsetzen wollte, das Bundesseuchengesetz auf Aids-Kranke anzuwenden. Er forderte, Infizierte "in speziellen Heimen zu konzentrieren". Auch dem Thema Einwanderung - vor allem wenn Migranten aus anderen Kulturkreisen kommen - steht Seehofer skeptisch gegenüber: Der Streit um die Asylpolitik Angela Merkels führte auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015/2016 beinahe zum Bruch der Schwesterparteien CDU und CSU. © dpa
Die Basis bröckelt
Seehofer gilt als gesundheitlich angeschlagen, in der Basis verliert er an Zustimmung. Trotzdem prostet er munter weiter. © dpa
Seehofer stürzt die Union in eine Krise
Auf dem CSU Parteitag im November 2015 düpiert Seehofer Bundeskanzlerin Merkel dermaßen für ihre, aus seiner Sicht, viel zu weiche Flüchtlingspolitik, dass ein tiefer Riss die Schwesternparteien entzweit. Merkel verläßt die Bühne grußlos und drückt bei ihrem Abgang die Blumen, die ihr zu ihrem zehnjährigen Jubiläum als Kanzlerin überreicht worden waren, einem Saalmitarbeiter in die Hand. Erst zwei Wochen nach dem Debakel lenkt Seehofer wieder auf eine gemeinsame Position in der Flüchtlingspolitik ein. © dpa
Klare Absage an die parteiinterne Konkurrenz
Horst Seehofer und seine Obergrenze von 200.000 Flüchtlingen, die er pro Jahr ins Land lassen möchte, sorgen für einen massiven Zwist in der Union. Auch wenn Seehofer nach seiner historischen Rede auf dem CSU-Parteitag, an dem er Angela Merkel massiv für ihre Flüchtlingspolitik kritisierte, offiziell zurückruderte, blieb er intern seiner Position treu. Seinen Kritikern und Konkurrenten innerhalb der CSU ließ er über die Medien ausrichten, dass er nicht gedenke, vor 2018 abzutreten - es sei denn die Gesundheit mache ihm einen Strich durch die Rechnung. Doch er erfreue sich hervorragender Gesundheit, schob Seehofer nach. Auch, wenn beide Ämter, das des Parteivorsitzenden und des Ministerpräsidenten ihm alles abverlangten. Auch Berlin erteilte Seehofer damals eine Absage. Ein Engagement im Bund schloß er kategorisch aus. © dpa
Die CSU in der Krise
Die CSU unter Parteichef Horst Seehofer hat bei der Bundestagswahl 2017 ein Debakel erlebt: Die Christsozialen stürzten auf für ihre Verhältnisse katastrophale 38,5 Prozent ab - nach 49,3 Prozent vor vier Jahren. Das war das schlechteste Bundestagswahlergebnis der CSU seit 1949. Und damit begann CSU-intern eine neue Personaldebatte. Die CSU-Fraktion spricht sich bei einer Sondersitzung einstimmig für Markus Söder als Spitzenkandidat für die Landtagswahl aus. Wenige Tage später, es ist Dezember 2017, stellt Seehofer klar, dass er sich die Verhandlungsführung über eine große Koalition in Berlin nicht mit Söder teilen wird. © dpa
Seehofer macht den Weg frei
Die Entscheidung ist gefallen: Horst Seehofer wird die bayerische Staatskanzlei verlassen und als Bundesminister ins vierte Kabinett von Angela Merkel wechseln - als Innenminister, zuständig auch für Bau und Heimat. Zwei Tage später wählt der Landtag in München Markus Söder zum neuen Ministerpräsidenten. Kaum im Amt sorgt Seehofer mit der Aussage für Schlagzeilen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Auch der seit 2015 bestehende Konflikt mit der Kanzlerin in der Asylpolitik spitzt sich weiter zu. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Nach einer achtstündigen Vorstandssitzung in München bietet Seehofer im Juli 2018 den Rücktritt von beiden Ämtern an - das des Innenministers und das als CSU-Chef. Doch nach langen Gesprächsrunden, auch mit der Kanzlerin, wird der Rücktritt abgesagt. Seehofer bleibt, was er ist. © Matthias Balk/dpa
Ende einer Ära
Als Parteichef wollte Horst Seehofer "seine" CSU wieder zu alter Stärke führen, doch das Ende seiner politischen Wirkzeit ist ernüchternd. Denn der Anteil der unter 35-Jährigen in der Partei stagniert seit vielen Jahren. Andere Parteien haben prozentual einen höheren Anteil junger Mitglieder. Viele Themen, die der CSU einst wichtig waren, wie die dritte Startbahn des Münchener Flughafens hat Seehofer über Jahre auf Eis gelegt. Der Bundesinnenminister hat angekündigt, den 4. Juli, seinen 70. Geburstag, an einem unbekannten Ort zu verbringen. Dabei zieht er zufrieden Bilanz und sieht für Selbstkritik keinen Anlass. „Das ganze Leben ist eine Baustelle“, sagt der CSU-Politiker. Der gebürtige Ingolstädter hatte zuletzt angekündigt, spätestens 2021 aus der Politik aussteigen zu wollen. Im vorigen Jahr hatte Seehofer für Unmut gesorgt, weil er betont hatte, dass an seinem Geburtstag 69 Flüchtlinge abgeschoben worden seien. © Sven Hoppe/dpa