Nur gerecht

Impfbereitschaft sinkt: Es wird Zeit für einen Strategiewechsel

Roland Englisch

Nürnberger Nachrichten

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13.7.2021, 15:33 Uhr
Eine Impfpflicht wie in Frankreich ist in Deutschland nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht geplant.

© Michael Kappeler, epd Eine Impfpflicht wie in Frankreich ist in Deutschland nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht geplant.

Es wird allmählich Zeit für eine neue Linie. Seit Wochen diskutiert die Politik, wie sie mehr Menschen dazu bringen kann, dass sie sich und damit andere vor dem Virus schützen. Es mutet tatsächlich seltsam an, wenn etwa Beschäftigte in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen sich verweigern. Sie arbeiten mit und für Menschen, die anfällig sind für das Virus, für die es eine potenziell tödliche Bedrohung darstellt.


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Eigentlich müsste es eine Selbstverständlichkeit sein, dass das Personal sich immunisieren lässt. Doch das ist es offenkundig nicht. Und diese Erkenntnis beschränkt sich nicht auf diese Personengruppen. Wenn die Impfkampagne bereits bei einer Quote von rund 56 Prozent erlahmt, ist das Land meilenweit entfernt von einer Herdenimmunität. Die Politik muss reagieren, andernfalls scheitert sie beim Schutz der Bevölkerung.

Neue Lage

Dass Söder nun über Anreize spricht, die es für Geimpfte geben könnte, ist zwangsläufig, auch wenn er sie noch in die Zukunft schiebt. Söder belässt es vorerst bei vagen Versprechen und Drohungen. Dabei hat die Lage sich bereits fundamental geändert. Die Zahl der Impfdosen ist mittlerweile so hoch, dass in den kommenden Tagen und Wochen sich impfen lassen kann, wer will. Trotzdem schließen erste Impfzentren, denen die Impfwilligen ausgehen, könnten Hunderttausende Impfdosen verfallen. Unter anderen Umständen wäre dies ein gutes Zeichen. So ist es bedenklich.


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Wer eine Impfpflicht ablehnt, muss Alternativen benennen, wie sich die Quote ohne sie nach oben bringen lässt. Andere Länder erleben, dass sich selbst mit den findigsten Impfkampagnen nur wenige Unschlüssige gewinnen lassen. Soll die Zahl der Geschützten deutlich steigen, wird es mehr brauchen. Manches von dem, was angedacht ist, wäre logisch. Das etwa Clubs und Diskos für Geimpfte wieder öffnen könnten, dürfte auch Jüngere überzeugen, die für sich keinen Grund fürs Impfen sehen.

Womöglich schreckt die Politik deshalb vor solchen Schritten zurück, weil sie eine andere Frage aufwerfen. Warum Geimpfte gleich behandelt werden mit Nichtgeimpften, erschließt sich den Menschen nicht mehr. In Zeiten knapper Vakzine war das sinnvoll, nicht alle hatten die Wahl. Doch das ist vorbei. Wer sich jetzt nicht impfen lässt, kann dafür nur zwei Gründe anführen: Die Gesundheit lässt es nicht zu oder die anderen sind ihm egal.

Impfgegner werden entgegenhalten, wer diese Gleichbehandlung aufhebe, spalte die Gesellschaft. Doch das ist ein Denkfehler: Sie ist es längst dank derer, die sich nicht impfen lassen. Sie pfeifen auf das Solidaritätsprinzip, das eine Gesellschaft zusammenhält, aus welchen Motiven auch immer. Die Folgen ihrer Verweigerungshaltung dürfen sie durchaus tragen. Denn wer nicht solidarisch ist, hat auch keinen Anspruch auf Solidarität.

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