Impfstoffe gegen Coronavirus: Aussichtsreiche Ergebnisse

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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12.3.2020, 17:04 Uhr
Impfstoffe gegen Coronavirus: Aussichtsreiche Ergebnisse

© Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Corona ist gekommen – und wird vermutlich bleiben. Wie bei der Grippe soll es deshalb eines Tages einen Impfstoff gegen das Virus geben. Die Entwicklung wird jedoch viele Monate, wenn nicht gar Jahre dauern – schließlich muss das Mittel für die Menschen absolut sicher sein.

Bislang ging alles ziemlich schnell. Chinesische Mediziner haben das neuartige Virus entdeckt, sein Erbgut analysiert und ihre Daten veröffentlicht. Schon Ende Januar ist es Virologen aus Berlin gelungen, einen Labortest zu entwickeln, der in wenigen Stunden selbst kleine Mengen des Virus zuverlässig erkennt.

Seitdem arbeiten Pharmafirmen, Forschungsinstitute und Biotechnologie-Start-ups weltweit an einem Impfstoff. Ihr Erfolg würde vielen Menschen helfen – und ihnen sehr viel Geld bringen. Die ersten guten Nachrichten gab es bereits: Einige aussichtsreiche Stoffe sind schon gefunden.

"Wenn jetzt zu hören ist, dass schon bald ein Impfstoff da sein wird, dann bedeutet das lediglich, dass das Mittel erste klinische Tests durchlaufen kann", erklärt Klaus Cichutek. Der Biochemiker ist seit 2009 Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel sitzt in Langen bei Darmstadt.

"Unser Institut definiert die Anforderungen, die ein Impfstoff vor einer ersten klinischen Anwendung erfüllen muss", sagt Cichutek. "Wir sammeln Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Verträglichkeit, bis ein Impfstoff tatsächlich zugelassen wird, muss sein Nutzen die Risiken überwiegen."

Studien mit tausenden Personen

All diese Prozesse dauern normalerweise Jahre und manchmal sogar Jahrzehnte. Jedes Arzneimittel wird zuerst an Labortieren getestet. Schon dafür muss eine Ethikkommission zustimmen. Anschließend durchläuft das Medikament oder der Impfstoff drei klinischen Phasen. In der ersten bekommen zunächst nur ein paar wenige, gesunde und freiwillige Testpersonen das Mittel, um sicher zu gehen, dass es keine Schäden verursacht.

 

An Phase zwei nehmen mehr Menschen teil, je nach Ziel der Tests
können das sowohl gesunde als auch kranke sein. Dabei geht es um die geeignete Dosierung eines Mittels und seine Wirksamkeit bei der Behandlung einer Krankheit.

In der dritten Phase wird das Arzneimittel dann an mehreren hundert oder sogar tausenden Teilnehmern in verschiedenen Ländern getestet, um repräsentative Ergebnisse aus der Bevölkerung zu bekommen. Hier stellt sich unter anderem heraus, ob ein Mittel etwa bei anderen Nebenerkankungen nicht eingenommen werden darf.


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Die Experten hoffen, dass die Entwicklung diesmal schneller gehen könnte. Bei den neuen Coronaviren Sars-CoV-2 profitieren die Forscher von früheren Corona-Epidemien wie etwa durch den Sars-Erreger im Jahr 2003 und Mers 2012.

"Wir haben einen Impfstoff für Mers entwickelt und wollen unsere Erfahrungen auf das neue Virus übertragen", erklärt Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität in Marburg, und Koordinator des Forschungsbereichs "Neu auftretende Infektionskrankheiten" am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Impfstoffe gegen Coronavirus: Aussichtsreiche Ergebnisse

© Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Der Trick sind sogenannte Plattform-Lösungen. Das sind unschädlich gemachte Viren, die bereits als Basis für einen etablierten Impfstoff im Einsatz sind und nun mit einem neuen Antigen kombiniert werden können. "Das wird sicherlich der Weg für die Zukunft sein", schätzt Becker. "Das macht es auch von Anfang an leichter, das Risiko eines neuen Impfstoffs einzuschätzen."

Die Forscher haben Erfahrung bei der echten Grippe, der Influenza, sammeln können. Dafür passen sie die Impfstoffe bereits von Jahr zu Jahr an neue, leicht veränderte Viren-Stämme an. Nach Sars wurden mögliche Impfstoffe gegen diese Corona-Art aber nicht weiterverfolgt, weil es keine Patienten mehr gab. "Da versuchen wir jetzt nachzuarbeiten, um das Konzept einmal ähnlich nutzen zu können und bei neuen Ausbrüchen schneller zu reagieren", sagt Cichutek.

Zu spät für die aktuelle Pandemie

Bis sich herausstellt, welches das beste Mittel gegen das neue Virus ist, werden sich Institute und Firmen auf der ganzen Welt einen Wettlauf liefern und viele verschiedene Ansätze weiter entwickeln. Gleichzeitig tauschen sich Arzneimittelbehörden weltweit aus. Als realistisch gilt zurzeit, dass frühestens in zwölf bis 18 Monaten ein geeigneter Impfstoff auf dem Markt sein könnte.

Jeder will dabei der Erste sein. Firmen in Israel und Großbritannien haben erste Tests verkündet. In den USA treibt Präsident Donald Trump die heimische Industrie zur Eile an. "Ich gehe davon aus, dass auch in Deutschland bis zum Frühsommer vielleicht erste klinische Prüfungen mit 20 bis 100 Personen beginnen werden", erklärt Cichutek.


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Für die aktuelle Pandemie kommt das zu spät, aber es wäre ein Impfstoff vorhanden, wenn die Viren in den kommenden Jahren womöglich wieder auftreten. "Es gibt Coronaviren, die einem saisonalen Muster unterliegen und andere, die das nicht tun", sagt Becker. "Zu welchen das neue Virus gehört, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wir hoffen natürlich alle, dass es bei warmem Wetter besser wird."

Das würde den Wissenschaftlern Zeit verschaffen. Denn von den strengen Regeln will keine Behörde abweichen. "Selbst wenn wir versuchen, die Zeit bis zur Zulassung zu verkürzen, darf die Sicherheit der Impfstoffe in keiner Form leiden", sagt Becker. "Da würden wir uns alle einen Bärendienst erweisen."

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