Katalonien-Krise: Spanien muss nicht auseinanderbrechen
11.10.2017, 10:04 UhrAm Ende hat in Katalonien doch die Vernunft gesiegt — wider Erwarten, möchte man festhalten. Radpanzer der spanischen Armee in Barcelonas Straßen, Wasserwerfer im Einsatz, Tränengas gegen Zivilisten, auch das hätte passieren können, hätte nicht Carles Puigdemont buchstäblich in letzter Sekunde eine Kehrtwende vollzogen und den Weg für Verhandlungen über Kataloniens Unabhängigkeit von Spanien freigemacht.
Viele Freunde und Wegbegleiter haben vorher auf ihn eingeredet und ihm klargemacht, dass die Mehrheit der Katalanen seinen Hardliner-Kurs gar nicht will. Mehr Unabhängigkeit von Madrid, das schon, jederzeit, aber nicht mit der Brechstange. So lässt sich die Mehrheitsmeinung in der Autonomieregion zusammenfassen. Puigdemont hat das zuletzt erkannt und den richtigen Weg gewählt.
Ministerpräsident Rajoy hat sich disqualifiziert
Die Situation nach dem verfassungswidrigen Referendum über die Unabhängigkeit ist derart verfahren, dass es eine Mediation von außen braucht, um aus dieser Sackgasse herauszukommen. Denn die Sturköpfe sitzen beileibe nicht nur in Barcelona. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hat sich mit seinem Kurs der Härte und Unflexibilität auf jede erdenkliche Weise als glaubwürdiger Verhandlungspartner disqualifiziert.
Es wird, womöglich mit einem Vertreter der EU als Vermittler, zu reden sein über noch weiter reichende Autonomie und einen anderen Verteilungsschlüssel der Finanzen, welcher mehr Geld in Katalonien belässt. Das ist der Minimalkonsens, auf den sich Puigdemont einlassen muss, und die Maximallösung, zu der Madrid bereit sein wird. Wenn das gelingt, muss Spanien nicht auseinanderbrechen.
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