Gender-Gaga der CSU

Klare Botschaft? Warum das Gender-Verbot ein wirklich schlechter Scherz ist

Verena Gerbeth

nordbayern.de

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20.3.2024, 14:40 Uhr
Mit dem Gendern ist es an bayerischen Schulen nun vorbei. 

© IMAGO/Markus Mainka Mit dem Gendern ist es an bayerischen Schulen nun vorbei. 

"Haben wir keine anderen Probleme?", hallt es einem in den Kommentarspalten vereinzelt entgegen, wenn es sich um das Thema gendergerechte Sprache handelt. Nun wurde diese Frage gestern in München klar beantwortet: Nein, die Politiker:innen der CSU haben offenbar keine anderen Sorgen. Sie betreiben mit dem gestern beschlossenen "Gender-Verbot" Symbolpolitik. Und das auf dem Rücken von Bildungsinstitutionen.

In der Allgemeinen Geschäftsordnung für staatliche Behörden war bereits die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung im dienstlichen Schriftverkehr festgehalten. Diese Regelung wird jetzt mit dem umstrittenen Gender-Verbot ergänzt. Dabei gehe es um eine "klare Botschaft", ließ Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) die Öffentlichkeit wissen. Diese "klare Botschaft" schränkt das Arbeiten an Schulen, Hochschulen und Behörden ein. Wo könnte gelebte Inklusion wichtiger sein? Kinder und Jugendliche gehören zu den empathischsten Mitgliedern unserer Gesellschaft. Ihr Interesse an der Entwicklung einer Sprache, die alle mitdenkt, dürfte empfindlich getroffen werden, wenn sich Lehrer:innen von dem Beschluss beeindruckt zeigen.

Dieser ist vor allem eine "klare Botschaft" gegen Feminismus und Diversität. Er ignoriert, dass soziale Themen auf die Sprache abfärben und nicht umgekehrt. Gesellschaftlicher Wandel lässt sich schwerlich aufhalten und schon gleich nicht mit dem Festkrallen an Orthografie. Diese Erfahrung wird die CSU machen müssen. Denn wie viel Zeit und Energie will der Staat verschwenden, um auf die Jagd nach Doppelpunkt und Sternchen zu gehen? Aus der Stellungnahme des Kultusministeriums lässt sich ableiten: wohl eher wenig. Das verweist im Fall der Fälle auf Gespräche mit den Vorgesetzten.

Nicht nur deshalb erscheint die aus der Zeit gefallene Ergänzung, die zum 1. April in Kraft tritt, wie ein schlechter Scherz. Markus Söder wird seit Jahren nicht müde, die Grünen als Verbotspartei zu degradieren (keine Luftballons, kein Ponyreiten und Kinder dürfen nicht mal mehr Fleisch essen...). Nun schränkt die CSU selbst den gesamten öffentlichen Schriftverkehr ein. Weniger lachhaft: Aktiv verbreitet die Partei das rechtspopulistische Märchen, gendergerechte Sprache wäre ideologisch aufgeladen und würde das Individuum einschränken. Kein Wunder, dass die AfD Beifall klatscht. Absurderweise ist es mit dem Verbot in Bayern gelungen, das Thema Rechtschreibung so zu ideologisieren und zu politisieren wie nie zuvor.

Gerade im Bildungssektor müssen Dozierende und Lehrkräfte Haltung zeigen. Junge Erwachsene sollten jederzeit zur Reflexion über gesellschaftliche Veränderungen bestärkt werden. Oder bleibt jetzt nur noch Sarkasmus? Als erste Reaktion ist er verständlich. "Ganz schlimm wäre es jetzt gewesen, wenn uns auch noch gesagt werden würde, wie wir sprechen dürfen", sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer:innen-Verbands Simone Fleischmann gegenüber "BR".

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