Vorschlag aus dem Landwirtschaftsministerium

Klimaziele: Irland erwägt Schlachtung von 200.000 Kühen

Cora Krüger

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

4.6.2023, 19:33 Uhr
Zehntausenden Kühen pro Jahr könnte es an den Kragen gehen. 

© IMAGO Zehntausenden Kühen pro Jahr könnte es an den Kragen gehen. 

Irland muss seine Emissionen drastisch reduzieren. Das Oberste Gericht des Landes hat die Regierung verpflichtet, einen neuen Plan auszuarbeiten, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen: Bis 2050 sollen die irischen CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent reduziert werden. Dem Urteil vorausgegangen war eine Klage der Umweltorganisation Friends of the Irish Environment.

Wie die irische Tageszeitung "Irish Times" berichtete, wird in internen Dokumenten des Landwirtschaftsministerium nun deshalb nach Möglichkeiten gesucht, um die "Emissionslücken" des Sektors zu schließen. Ein Lösungsvorschlag beinhaltet demnach die Schlachtung von rund 200.000 Rindern innerhalb der nächsten drei Jahre. Konkret könnten bis zu 65.000 Milchkühe pro Jahr gekeult werden, die Kosten könnten sich laut Dokument insgesamt auf bis zu 200 Millionen Euro belaufen.

Der Verband der irischen Milchlieferanten zeigte sich besorgt. Präsident Pat McCormack betonte gegenüber NewsTalk, dass eine eventuelle Schlachtung der Tiere freiwillig bleiben müsse: "Das ist absolut entscheidend. Es macht keinen Sinn, die Tiere einer Person zu schlachten, die sich aufgrund der enormen finanziellen Verpflichtung verschuldet hat, nur um ein bestimmtes Ziel zu erreichen." Grundsätzlich seien die irischen Landwirte jedoch bereit, im Hinblick auf die Umwelt einen Beitrag zu leisten.

Klimakiller Kuh?

Aufgrund ihres Methan-Ausstoßes gelten Kühe gemeinhin als klimaschädlich. Ganz so einfach ist die Sache jedoch nicht. Zwar ist es wahr, dass bei der Haltung der Tiere Methan freigesetzt wird, aufs Jahr gerechnet etwa 100 Kilogramm pro Kuh. Dieses Treibhausgas ist im Vergleich zu CO2 zudem zehn bis zwanzigmal klimaschädlicher.

Dies sei jedoch nicht den Tieren geschuldet, sondern deren Haltung, so Tierärztin Dr. Anita Idel gegenüber des NDR: "Seit Jahrzehnten werden Rinder auf Hochleistung - Milch oder Fleisch - gezüchtet und nicht artgerecht gefüttert. Sie müssen (...) Futtermittel verdauen, für die sie nicht gemacht sind. Das ist alles andere als effizient." Achte man jedoch auf die richtige Haltung und artgerechtes Futter, hätten die Tiere sogar potenziell einen positiven Effekt auf die Umwelt. Durch das Fressen von Gras regen Kühe dieses nämlich zum Wachstum an. Und das ist wiederum gut fürs Klima: Grasländer verfügen unter anderem über ein besonders hohes Potential, Kohlenstoff in den Boden zu binden. Im direkten Vergleich zu Waldböden werden hier weltweit etwa 50 Prozent mehr Kohlenstoff gespeichert.