Kommentar: Der Terror droht, unsere Gedanken zu vergiften
01.12.2017, 20:25 Uhr
Hässliche Betonquader in den Fußgängerzonen, schwer bewaffnet patrouillierende Polizisten, querstehende Fahrzeuge, die Amokfahrer aufhalten sollen: Ja, man muss es sich inzwischen eingestehen, dass die Terrorgefahr unsere Städte verändert hat. Der Extremismus hat nach den Anschlägen von Nizza, Paris und Berlin im öffentlichen Raum tiefe Spuren hinterlassen - auch rund um den Nürnberger Christkindlesmarkt.
Und sollte nun herauskommen, dass Freitagabend in Potsdam tatsächlich eine Nagelbombe entschärft wurde, stellt sich noch drängender als bislang die Frage, ob der Terror nicht doch dabei ist, wesentlich mehr als das Gesicht unserer Straßen zu wandeln. Ob er nicht langsam, aber sicher unsere Gedanken vergiftet und damit unsere Verhaltensweisen, Traditionen und Werte untergräbt.
Terror muss der Nachwuchs genommen werden
Natürlich darf genau das nicht passieren. Die Politiker haben völlig recht, wenn sie nach Anschlägen beschwichtigen und die Menschen dazu aufrufen, sich von Terroristen nicht beeindrucken zu lassen. Doch wer nicht will, dass die Angst unsere Gesellschaft auffrisst, der muss mehr tun, als Sonntagsreden zu halten.
Gut ausgerüstete und qualifizierte Polizisten - das hat man in Potsdam gesehen - sind ebenso wie geheimdienstliche Aufklärung ein Weg, um der Gefahr des Extremismus zu begegnen. Reichen wird das jedoch nicht. Austrocknen kann man den Terrorismus erst, wenn man ihm den Nachwuchs nimmt.
Eine gewaltige Herausforderung. Meistern wird sie nur eine Gesellschaft, die niemanden zurücklässt und nicht bestimmte Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht stellt.
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