Neue EKD-Ratsvorsitzende

Kommentar: Kirche muss relevant sein - und unangepasst

Alexander Jungkunz

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11.11.2021, 18:15 Uhr
Sie ist das neue Gesicht an der Spitze der EKD: Annette Kurschus.

© Jens Schulze via www.imago-images.de, imago images/epd Sie ist das neue Gesicht an der Spitze der EKD: Annette Kurschus.

Sie tritt in große Fußstapfen: Der bisherige EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm hat die protestantische Kirche spürbar geprägt, er tut dies als bayerischer Landesbischof noch bis zum Ende seiner Amtszeit 2023. Seine Nachfolgerin Annette Kurschus schlägt nun etwas andere Töne an als der stets sehr (und manchen zu) politische Vorgänger. "Wir sind nicht diejenigen, die Politik machen", sagte die für ihre Predigten gerühmte Theologin. Bedford-Strohm wurde von eher konservativen Kreisen vorgeworfen, er wolle genau das: Politik prägen.

Wie politisch ist die Kirche?

Heißt das, dass die Kirche unpolitischer wird? Sicherlich nicht. Denn zugleich betonte Kurschus, dass Christen stets auf Seite der Schwachen, der am Rande der Gesellschaft stehen müssen. Das ist auch eine höchst politische Ansage: Kirche darf, ja muss eine Politik kritisieren, die diese Gruppen nicht im Blick hat. Und sie muss dazu auch die notwendige Distanz zu den Akteuren der Politik wahren. Unangepasst sein, unbequem.

Er prägte die EKD: Heinrich Bedford-Strohm.

Er prägte die EKD: Heinrich Bedford-Strohm. © Ole Spata, dpa

Kurschus muss zunächst und vor allem aber gegen den Bedeutungsverlust von Kirche kämpfen. Wie relevant ist deren Botschaft? Wen erreicht sie noch? Kann sie Menschen Hoffnung geben in einer Zeit, die nicht wenige als bedrückend, als hoffnungslos ansehen? Die Kirchenaustritte belegen das Gegenteil; viele trauen zumindest der Amtskirche wenig zu. Missbrauchsskandale auch in der evangelischen Kirche verstärken das Misstrauen. Vertrauen schaffen und zurückgewinnen: das ist die schwierige Kernaufgabe von Kurschus.

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