Kommentar: Markus Söder überreizt in der K-Frage

Alexander Jungkunz

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12.4.2021, 18:15 Uhr
Auf in den Kampf: Markus Söder auf dem Weg zur CSU-Präsidiumssitzung.

© Peter Kneffel, dpa Auf in den Kampf: Markus Söder auf dem Weg zur CSU-Präsidiumssitzung.

So viel gelogen wurde selten wie auf den beiden Pressekonferenzen, die Armin Laschet und Markus Söder am Montag gegeben haben. Die Harmonie in der Union, die sie da priesen - es gibt sie nicht. Im Gegenteil. Es droht ein neuer, tiefer Riss zwischen CDU und CSU.

Und Markus Söder hält Armin Laschet keineswegs für einen starken Parteichef, wie er am Abend behauptete. Nein, er hält ihn für unfähig und vor allem für nicht in der Lage, einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen.

Anders kann man nicht interpretieren, was da geschieht. Es ist ein Drama - und es kann für die Union eine Tragödie werden. Denn es ist aktuell kein gutes Ende absehbar.

Nicht vorstellbar, dass Laschet zurückzieht

Es ist nämlich schlicht nicht vorstellbar, dass Armin Laschet nun aufgeben und Markus Söder den Vorrang geben wird. Dann nämlich wäre er als CDU-Chef sofort erledigt, die Partei könnte sich schon wieder auf die Suche nach einer neuen Spitze machen.

Will Söder das? Die Turbulenzen, die das auslösen würde, zögen die Union insgesamt noch weiter nach unten. Das kann nicht in seinem Sinne sein, wenn es ihm denn tatsächlich darum geht, dass CDU und CSU ein möglichst gutes Ergebnis erzielen.

Das können sie aktuell mit Laschet sicherlich deutlich weniger als mit Söder, ja. Da liegt der Nürnberger in der Sache richtig. Aber er kann die Mechanismen der Macht nicht aushebeln - und die CDU ist da nun mal die weit größere der beiden Unions-Schwestern.

Die CDU ist mehr denn je gezwungen, ihren Chef zu stützen

Die CDU ist nun, nach dem Votum der Spitze, mehr denn je gezwungen, mit ihrem Chef in den Wahlkampf zu ziehen, will sie ihn nicht düpieren. Dann muss die CSU das akzeptieren. Eigentlich. Oder - ja: oder was?

Das wird noch eine spannende Woche. Eine, in der Söder nun seine Bataillone sammelt und jeden noch so kleinen Ortsverband zitieren wird, der sich für ihn ausspricht.

Söder reizt die CDU bis aufs Blut

Fest steht: Beliebt macht er sich so nicht in der CDU. Söder reizt die Partei bis aufs Blut. Und: Er kann das einfach nicht lassen, es macht ihm ersichtlich Spaß - auch heute in seiner Pressekonferenz kann er sich dieses Grinsen nicht ganz verkneifen - das Grinsen dessen, der sich für den Besseren hält und das immer mindestens einen Tick zu sehr auch zeigt.

Die Union hat nun also nach wie vor zwei Kandidaten, jetzt steht fest, dass beide unbedingt wollen. Der eine, weil er muss. Der andere, weil er offenbar nicht klein beigeben kann und will.

Dabei könnte er das. Vielleicht tut er es, pokert nun noch. Würde er nun schon sagen: "Armin, mach du es" - seine Umfragewerte würden weiter steigen, weil er Größe gezeigt hätte. Und: Er könnte sich auf 2025 konzentrieren.

Gefahr und Chance für die Union

Denn: Söder rechnet offenbar damit, dass die Union mit Laschet so schlecht abschneidet, dass sie nicht mehr den Kanzler stellen kann. Nach den aktuellen Umfragen eine reale Gefahr (die allerdings viele als Chance sehen - auch als Chance für die Union, sich zu erneuern).

Der Nürnberger könnte dann, da wieder ganz der Alte, nach einer verlorenen Wahl darauf verweisen, dass er ja der Bessere gewesen wäre - und es nochmal versuchen, mit noch mehr Erfahrung und noch keine 60 Jahre alt.

Hat er einen Plan? Aktuell ist das nicht erkennbar

Aber diese Größe bringt er momentan nicht auf. Schauen wir mal, ob er sie noch zeigen wird. Oder ob er einen Plan hat, wie er Laschet verhindern will, ohne ihn politisch zu zerstören und die CDU massiv zu beschädigen.

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