Kommentar: Mit Harris kann Biden Trump schlagen

Alexander Jungkunz

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12.8.2020, 11:22 Uhr
Sie wollen Trump ablösen: Joe Biden zieht mit Kamala Harris als möglicher Vizepräsidentin in den Wahlkampf.

© Edward M. PioRoda/CNN, imago images/UPI Photo Sie wollen Trump ablösen: Joe Biden zieht mit Kamala Harris als möglicher Vizepräsidentin in den Wahlkampf.

Gegensätze ziehen sich an - und können sich ergänzen. Auf dieses Prinzip baute Joe Biden bei der Wahl seiner Kandidatin fürs Amt des Vizepräsidenten. Denn Kamala Harris ist in vielerlei Hinsicht eine Art Gegen-Part zum Herausforderer von Donald Trump. Beide zusammen können ein Team bilden, das den Machtwechsel in den USA wahrscheinlicher macht.

Joe Biden wird 78 Jahre alt sein, wenn der nächste US-Präsident am 20. Januar 2021 ins Amt eingeführt wird. Ein Alter, in dem eine Frage von Anfang an gestellt wird: Wer folgt ihm nach, sollte der Präsident ausfallen? Damit kommt der Rolle des Vizepräsidenten automatisch weit mehr Bedeutung zu als sonst üblich.

Kamala Harris ist 55. Mit 56 könnte sie Vizepräsidentin sein. Und für den Fall der Fälle einspringen, sollte Biden ausfallen. Manche spekulieren schon, dass Harris so sogar die geborene Nachfolgerin eines Präsidenten Biden werden könne: erst Vize, später selbst im Weißen Haus.


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So weit sind die US-Demokraten noch lange nicht. Aber Bidens Entscheidung für Harris erhöht ihre Chancen - auch und vor allem wegen der Gegensätze, die sich ergänzen und das Wählerspektrum für die Demokraten erweitern.

Biden ist ein alter weißer Mann aus der amerikanischen Elite. Harris ist eine Frau, schwarz, sie entstammt einer Einwandererfamilie, der Vater kam aus Jamaika, die Mutter aus Indien in den "melting pot" USA.

Biden steht für die Ostküste, in der er lebt, Harris für die Westküste. Sie ist Senatorin für Kailfornien und war eine respektierte, eher konservative Staatsanwältin in San Francisco.


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Mit Harris sendet Biden ein klares Signal an die immer gewichtigeren Minderheiten in den USA: Wir finden nicht nur schöne Worte für euch, sondern wir nehmen euch so ernst, dass wir eine von euch ins Zentrum der Macht bringen wollen - Kamala Harris ist die erste Schwarze, die für die Vizepräsidentschaft nominiert worden ist. Und sie hat durchaus Chancen, dieses Amt tatsächlich als erste zu erreichen.

Dass Trump und sein Team nun alles tun werden, um neben Biden auch Harris in den Dreck zu ziehen, ist klar. Der Präsident, der mehr und mehr um sein Amt bangen muss, hat schon damit begonnen. Seine derben Attacken waren erwartbar. Sie zeigen aber auch: Trump realisiert, dass er verlieren kann - jetzt erst recht.

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