Kommentar: Osterurlaub fällt aus? Fatale Folgen für die Gesellschaft

Andre Fischer

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15.2.2021, 08:35 Uhr
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schloss am Wochenende schon einmal aus, dass Osterurlaub in Deutschland möglich ist.

© Florian Gaertner/photothek.de via www.imago-images.de Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schloss am Wochenende schon einmal aus, dass Osterurlaub in Deutschland möglich ist.

Es wäre besser gewesen, er hätte geschwiegen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schloss am Wochenende schon einmal aus, dass Osterurlaub in Deutschland möglich ist. Bis es soweit ist, vergehen immerhin noch sechs Wochen. Kretschmers Begründung, dass auch die kleinste Veränderung im Verhalten der Bevölkerung zu höheren Infektionszahlen führt, kann nur bedeuten, dass der Lockdown noch Monate gilt.

Das mag ehrlich gemeint sein und Kretschmer traut es sich, im Gegensatz zu anderen Politikern, das auch offen anzusprechen, aber psychologisch ist es fatal: Die Gesellschaft kann sich also noch so sehr an Regeln halten, es bleibt bei der Schließung von Gaststätten, Hotels und Kultureinrichtungen. Inzidenzwerte spielen nur noch eine untergeordnete Rolle bei der Beurteilung der Pandemie, denn das Ergebnis steht offenbar schon fest.

Alle politischen Überlegungen und Debatten, die von einer schrittweisen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens ausgehen, sind damit obsolet. Sie sind eine Gaukelei, um das Volk ruhig zu stellen, das langsam nervös wird. Nur Schulen und Kindertagesstätten können hoffen.


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Dazu passt, dass die Union zusätzliche Kinderkrankentage beschließen will und die SPD mit Grünen und Linken für einen Corona-Sonderurlaub eintritt. Ein "Mehr Urlaub" ist immer populär, aber die Finanzierung belastet die Unternehmen über Gebühr. Ist das Anliegen wirklich ernst gemeint oder nur eine verfrühter Wahlkampfgag: Angesichts der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation und der Existenzkrise von Selbständigen und Firmen sollen wir alle erst einmal in den Corona-Urlaub fahren? Natürlich nach Ostern.

Ein Zeichen für Wirtschaftskompetenz ist das nicht. Die Politik sollte sich jetzt endlich darum kümmern, dass das gesellschaftliche Leben durch qualitätsvolle Selbsttests und gezielten Kontrollen von Infektionsschwerpunkten wieder möglich wird.

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