Kommentar: Pandemie und perfekte Bürokratie passen nicht zusammen

München - So hätten wir es gerne nicht nur bei der staatlichen Seuchenbekämpfung, sondern beim Verwaltungshandeln ganz allgemein: Flexibel, unbürokratisch, hocheffizient, schnell, lückenlos gerecht und hundertprozentig missbrauchsresistent. Doch immer wieder zeigt sich, dass alles auf einmal nicht geliefert werden kann.

Auch nicht von der angeblich so perfekten deutschen Verwaltung. In der Pandemie hat sich immer wieder gezeigt, dass es mit der Perfektion im Ernstfall sowieso nicht so weit her ist. Pandemie und Bürokratie passen nicht zusammen.

In den USA zum Beispiel hat man solch hohe Ansprüche an die Verwaltung nicht. Da wird drauflos geimpft ohne sich groß um Prioritäten zu scheren und um Impfdrängler wird kein besonderes Aufheben gemacht. Da versendet der Staat Schecks an alle Bürger, ungeachtet dessen, ob davon ein paar Zehntausend auch in den Briefkästen von Millionären und Milliardären landen. Ja, da ist viel Ungerechtigkeit im Spiel, aber auch ein großer Vorteil: Hemdsärmeligkeit macht Tempo und das ist bei der Pandemiebekämpfung mit das Wichtigste.

Anders in Deutschland: Hier ist - scheinbar - alles bis zum letzten durchdacht und geregelt. Auf die empfindsamen Gemüter derjenigen, die sich ganz schnell benachteiligt fühlen, wird in Gestalt umfangreichster Ausführungsvorschriften Rücksicht genommen. Diese werden in der Praxis zwar oft nicht eingehalten, aber verzögern auf breiter Basis den Prozess und erhöhen den Aufwand wie beim zunächst massiv stotternden Impfturbo zu besichtigen war. Übrigens warten wir immer noch wir auf die versprochene Impfstoff-Flutwelle.

Trotz minutiöser Verordnungen und Vorschriften waren Missbrauch und Abzocke wie bei den Maskenschiebereien und jetzt bei der Abrechnung von Corona-Tests nicht zu verhindern. Und auch bei den Corona-Hilfen ist wohl die eine oder andere Million auch nicht da gelandet, wo sie sollte. Dann ist jeweils die Aufregung groß und scharfe Kontrollen werden gefordert. Was dabei vergessen wird: Mehr Kontrollen und Nachweispflichten sind gleichbedeutend mit noch mehr Bürokratie und noch mehr Schwerfälligkeit. Und davon haben wir doch weiß Gott schon genug.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich muss Missbrauch aufgedeckt, eingedämmt und geahndet werden. Aber nur der perfekte Staat kann lückenlose Prävention versprechen und das wiederum führt zur perfekten Handlungsunfähigkeit - und nebenbei auch zur Unfreiheit. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir lückenlose Gerechtigkeit und Sicherheit oder wollen wir, dass dem Virus rasch der Garaus gemacht wird? Zur Not auch ganz unbürokratisch.