Kommentar: Teuer für alle Beteiligten in Bezirkskliniken

27.9.2018, 19:19 Uhr
Das Verwaltungsgebäude der Bezirkskliniken Mittelfranken.

© James Edward Albright Jr. Das Verwaltungsgebäude der Bezirkskliniken Mittelfranken.

Als die Kliniken mit ihren Hauptstandorten in Ansbach, Engelthal und Erlangen noch Eigenbetriebe des Bezirks waren, war es im Bezirkstag traurige Routine geworden, die jährlichen Millionenverluste ausgleichen zu müssen – zulasten der Umlagezahler, die den Bezirk finanzieren (die kreisfreien Städte und die Landkreise), letztlich der Steuerzahler. 2005 wurden die Kliniken in einem Kommunalunternehmen zusammengefasst, das eigenständiger und unternehmerischer agieren können sollte; der Bezirkstag sollte nicht mehr über jede Neuanschaffung befinden müssen, die Kontrolle des Vorstands stattdessen im Verwaltungsrat erfolgen. Nachhaltiger Erfolg setzte nicht ein.

Als Helmut Nawratil 2012 als Berater in das Unternehmen kam, standen zweistellige Millionenverluste in der Bilanz, die Aussichten waren mies.

Ungeschicktes Verhalten

Nawratil war geholt worden, um das Kommunalunternehmen zu sanieren. Und er hat es saniert. Schon 2014 gab es wieder Gewinne; 8,2 Millionen Euro waren es 2017. Nawratil hat die Einkaufspolitik des Unternehmens neu organisiert, ein kaufmännisches Controlling installiert – und den Mitarbeitern klar gesagt, dass es mehr Personal erst gibt, wenn es auch mehr Patienten gibt. Seinen Ton gegenüber dem Personal beschreiben Kritiker als harsch, Führungskräfte hatten zu folgen. Oder zu gehen. Kein Wunder also, dass Nawratil von Anfang an echte Gegner im Unternehmen hatte. Ungeschicktes Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit und eine letztlich vom Verwaltungsrat abgesegnete, über 50-prozentige Gehaltserhöhung kamen hinzu.

Das alles sorgte für Wirbel, reicht aber nicht aus, um einen wenn auch umstrittenen Klinikchef zu schassen. Eine andere "Qualität" haben allerdings die Ergebnisse einer Sonderprüfung. Demnach soll es unter Nawratils Ägide rechtswidrige Auftragsvergaben gegeben haben, die möglicherweise zivil- und strafrechtliche Relevanz haben. Die SPD im Bezirkstag hat deshalb Strafanzeige gegen den Vorstand gestellt. Man wird sehen, wie die Justiz das einschätzt.

Klar ist: Nawratil war als Chef der Bezirkskliniken nicht zu halten. Hat Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU), der dem Verwaltungsrat des Unternehmens vorsitzt, zu lange an Nawratil festgehalten? Von einem an sich erfolgreichen Vorstand trennt man sich ungern. Teuer wird die Angelegenheit sowieso. Für alle Beteiligten.

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