Kommentar: Theresa Mays Rohrkrepierer
9.6.2017, 06:43 UhrWieder mal haben die Wähler ganz anders gehandelt als zunächst gedacht: Als Theresa May Mitte April ankündigte, am 8. Juni ein neues Parlament wählen zu lassen, da dachten alle, das sei ein cleverer Coup. Die Umfragen sahen eine riesige Mehrheit für die Tories unter May, die dann auch das erhoffte starke Mandat für einen "harten" Brexit in der Tasche gehabt hätte.
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Aber es kam anders, ganz anders. Zum einen wurde der Terror zum beherrschenden Wahlkampfthema in Großbritannien, nicht der Brexit. Die Anschläge von Manchester und London zeigten nicht nur die unabwendbare Verletzlichkeit unserer freien Gesellschaften. Der lange schon abgeschriebene Labour-Chef Jeremy Corbyn erinnerte nach den Verbrechen zu Recht daran, dass in der Ära der Innenministerin Theresa May rund 19.000 Stellen bei der Polizei abgebaut wurden – und konnte so in einem Wahlkampf punkten, in dem sich May einen Fehler nach dem anderen leistete.
Nächste Wahlen stehen an
So wiederholt sich nun Geschichte, beide Male zu Lasten der Konservativen auf der Insel: Mays Vorgänger David Cameron hatte das Referendum über den Brexit ja mit dem erklärten Ziel anberaumt, eben diesen Brexit zu verhindern – es kam dann anders. Und auch May verfehlte nun ihr Ziel dramatisch, sich durch die Neuwahlen Rückendeckung zu holen.
Stattdessen ist May die eindeutige Verliererin der Wahl. Labour und die Liberalen sind gestärkt – die Brexit-Gegner spüren plötzlich wieder Aufwind. Wie es nun weitergeht in Großbritannien? Es wird spannend in London.
Und die nächsten Wahlen stehen an: Am Sonntag stimmen die Franzosen in der ersten Runde über ihr Parlament ab, wo Europas neuer Polit-Star Emmanuel Macron erst eine Mehrheit für seine Regierung braucht. Umfragen sehen ihn als klaren Sieger. Mal sehen, wie das ausgeht.
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