Kommentar zu Corona-Spots: Wenn Opa vom Krieg erzählt

Alexander Jungkunz

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16.11.2020, 09:43 Uhr
Nichts tun als Heldentat: Szene aus einem der beiden TV-Spots der Bundesregierung.

© Bundespresseamt/dpa Nichts tun als Heldentat: Szene aus einem der beiden TV-Spots der Bundesregierung.

So sieht es also 2080 aus: wie in den 1950er Jahren. Oma und Opa blättern in einem Foto-Album, eine Corona-Maske ist eingeklebt, und sie blicken zurück auf 2020 - im einen Film er, im anderen sie. Beide rühmen sich ihrer Heldentaten zu Zeiten der zweiten Welle, im Herbst 2020. "Wir taten: nichts!" - und waren "faul wie die Waschbären".

Die Couch als Front?

Manches ist durchaus witzig an den Spots der Bundesregierung. Einiges aber ist ärgerlich. Die Tonlage klingt ein bisschen so, als erzähle Opa vom Krieg: "So wurden wir zu Helden", rühmt sich der alt gewordene Protagonist. Und: "Unsere Couch war die Front." Moment mal: Wir sind nicht im Krieg, sondern versuchen, die Pandemie möglichst zivil einzudämmen. Dazu gehört es auch, möglichst wenige Menschen zu treffen.

Die Heroisierung der faulenzenden StudentInnen von 2020 hat einen seltsamen Unterton. Nichtstun als Super-Leistung: Dass dies zum Beispiel all jene Musiker, Schauspieler, Veranstaltungstechniker und andere im Bereich von Kunst und Kultur (Un)Tätigen empört, die seit Monaten dahinkrebsen, weil sie kaum Einnahmen haben - sehr nachvollziehbar. All die für viele doch sehr nervigen, teils quälenden Begleiterscheinungen des (Teil-)Lockdown tauchen nicht auf in den Videos. Echte Studentinnen und Studenten sind kaum begeistert darüber, nur am Laptop zu lernen und ihre Mitstudierenden noch gar nicht richtig getroffen zu haben.

Gouvernantenhafter Ton

Die Spots sind immerhin Gesprächsstoff. Manche schmunzeln, viele ärgern sich über den gouvernantenhaften Ton, mit dem da eine Obrigkeit ihre Bürger belehrt. Es gibt allerdings weitaus witzigere Videos über die Pandemie und was sie mit uns allen macht. Bei den Filmchen der Regierung gilt eher: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

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