Kommentar zum Coronavirus: Kühlen Kopf bewahren, bitte!

Alexander Jungkunz

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8.3.2020, 19:51 Uhr
Kommentar zum Coronavirus: Kühlen Kopf bewahren, bitte!

© Miguel Medina/AFP

Ein paar private Beispiele: Einen Norditalien-Urlaub werden wir wohl canceln. Händeschütteln im Büro: bitte nicht. Kollegen bleiben daheim, weil sie eventuell Kontakt mit Corona-Patienten hatten. Ein Pfarrer berichtet: Wie umgehen mit dem Abendmahl? Im Internet boomen mehr oder weniger makabre Corona-Kalauer.


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Alles eher harmlos. Weit weg von italienischen Verhältnissen: Eine ganze Region mit 16 Millionen Einwohnern in Quarantäne – ein gewagtes Experiment, das auch zeigt, wie hin- und hergerissen Regierungen angesichts des Virus sind. Agieren sie sehr restriktiv wie Rom, wird dies ebenso kritisiert wie das eher abwartende, von Tag zu Tag reagierende Krisen-Managament in Berlin.

Corona ist ein Stresstest. Für die Politik wie für die gesamte Gesellschaft. Und alle sind gut beraten, sich nicht in Panik versetzen zu lassen. Vorsicht ist gut und wichtig, ebenso wie begründete Angst. Doch für manche Begleiterscheinungen der Krise gibt es keinerlei vernünftige Gründe.



Dass manche meinen, sie müssten nun die Regale der Discounter leerkaufen, das grenzt an Hysterie. Vorratshaltung ist sinnvoll. Aber massenweise Nudeln oder Klopapier horten, womöglich zu Lasten anderer, die normal einkaufen? Da zeigt sich die sehr egoistische bis rücksichtslose Seite mancher Menschen. Noch mehr, wenn aus Kliniken Desinfektionsmittel oder Schutzmasken geklaut werden: Geht’s noch? "Hirn einschalten", empörte sich gerade Daniel Schölz, Chirurg am Ansbacher ANregiomed-Klinikum, auf Facebook – mit enormem Echo: Wer Dinge bunkere, die wie etwa Atemschutzmasken im Alltag nicht nötig sind, von Ärzten aber dringend gebraucht werden, der sei "schlicht und einfach ein Idiot". Ein verständlicher Zornesausbruch.

Hirn einschalten hilft immer

Hirn einschalten: Das hilft allen im Umgang mit dem Virus. Beim Einhalten der einfachen Schutz-Vorkehrungen (Hände waschen, nicht schütteln etc.) wie bei ganz persönlichen wie politischen Entscheidungen. Wenn die Absage von Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern die Ausbreitung von Corona bremsen kann, führt daran kein Weg vorbei – und dann muss die Politik da Druck machen. Zu Recht erinnert Gesundheitsminister Spahn zudem an die Verantwortung jedes Einzelnen in einer globalisierten Gesellschaft, die ihre hochgradige Vernetzung erstmals zurückfährt wegen Corona: Welche Reise, welches größere Treffen ist zwingend, was kann geschoben werden?

Auch für uns Medien ist das Virus etwas Neues, weil es so weite Kreise zieht. Wir wollen dabei keine Panik schüren, sondern möglichst umfassend informieren. Da ergeben sich teils Widersprüche, weil es offene Fragen gibt, bei denen auch die Fachleute noch sehr unterschiedliche Antworten geben. Fest steht: Ein kühler Kopf hilft bei dem Wirbel allemal.

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