Kommentar zum Impfstoff-Ärger: Skandale und Pseudo-Skandale
11.3.2021, 15:26 UhrDie Stimmung in Deutschland ist hochgradig nervös und das verschärft sich beinahe täglich. Die Politik als solche, die hochgradig verwerflichen Maskengeschäfte von Abgeordneten, die nicht erfüllten Ankündigungen des Gesundheitsministers, die ungenutzt herumliegenden Impfstoffe von Astrazeneca. All das hat zu Recht für große Unruhe in der Bevölkerung gesorgt. Manche sprechen bereits bei jedem Ereignis, das neu hinzukommt, von einem Staatsversagen. Doch diese pauschale Aufgeregtheit macht die Sache nicht besser.
So bereiten sich Frankens Hausärzte auf Corona-Massenimpfung vor
Ein Beispiel ist die schon wieder zeitlich etwas nach hinten verschobene Massenimpfung der Bevölkerung durch Hausärztinnen und Hausärzte. So gut wie alle sind sich einig, dass das ein hervorragendes Mittel wäre, um schneller voranzukommen und vor allem bestimmte Personengruppen besser zu erreichen. Doch der Idee der Hausarztimpfung steht im Moment die Idee der Impfzentren entgegen. Für beide Varianten reichen die Lieferungen der Pharmafirmen noch nicht aus.
Es ist ja wenig sinnvoll, die Zentren schlechter mit Vakzinen zu versorgen, um den niedergelassenen Ärzten dann eine Menge geben zu können, die ebenfalls lächerlich gering ist. Dann schon lieber für wenige Wochen noch alles in die Impfzentren stecken, die ja eigens dafür geschaffen wurden, eine maximale Zahl von Menschen durch die sogenannten Impfstraßen zu schleusen. Wenn die Politik es so entscheidet, dann ist das kein Skandal.
Aus einem dramatischen Fehler heraus ist vieles zu erklären
Das Grundübel und das wirkliche Versagen ist die miserable Impfstoffbeschaffung durch die EU im Spätsommer und im Herbst. Auch die deutsche Regierung ist daran beteiligt, denn sie saß in den entsprechenden Gremien und hätte die Pannen erkennen müssen. Aus diesem wirklich dramatischen Fehler heraus sind zahlreiche andere Probleme geradezu zwangsläufig zu erklären - die Nöte mit der Impfpriorisierung, wo immer mehr Gruppen bevorzugt werden, ohne dass man mehr Vakzine hätte, die über Wochen leerstehenden Zentren, die Verschleppung der Hausarztimpfung.
Dieser echte Skandal muss als solcher immer wieder benannt und sein Zustandekommen gründlich erforscht werden, vermutlich noch über Monate hinweg. Wie können Politik und Verwaltung in Zeiten größter Not um ein paar Milliarden Euro feilschen, wieso setzen sich unsinnige und überflüssige nationale Eigenheiten durch und behindern die Bestellungen? Die Aufdeckung des Versagens ist gar nicht so sehr im Sinne einer Ahndung der damals Verantwortlichen nötig (das auch), aber noch viel mehr als Hinweis für die Zukunft. Sollte Europa jemals wieder von einer Pandemie oder ähnlichen Katastrophe heimgesucht werden, dann muss die Gemeinschaft weit schneller handlungsfähig sein.
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